90 Fontane Blätter 114 Dossier: Fontanes Fragmente in den 1920er-Jahren die Manuskripte im Märkischen Museum nach implementierten Briefentwürfen Fontanes durchsuchte, seine Sammlung aber niemals publizieren konnte. 2 Mehrere Brieftexte sind heute nur deshalb überliefert, weil Friedrich Fontane sich zugunsten einer Vervollständigung der Textüberlieferung über die Abmachungen mit Rosenfeld hinwegsetzte, dessen Abschriften abtippen ließ und in die Konvolute der Briefabschriften einordnete, allerdings ohne sie nach den Originalen zu revidieren. Eine Vollständige Verzeichnung und Erschließung der Werkhandschriften von Unwiederbringlich, Effi Briest und Der Stechlin hat Christel Laufer 1973 als Dissertation bei der Akademie der Wissenschaften Berlin vorgelegt und dabei auch die auf den Rückseiten dieser Manuskripte überlieferten Dokumente, Texte und Textfragmente beschrieben. 3 Ihre Funde wurden allerdings bis heute noch nicht von der Forschung wahrgenommen. In der Edition der Fragmente Fontanes sind bei der Deskription der Überlieferung auch sämtliche in den Manuskripten implementierten Texte kurz beschrieben worden. 4 Auch diese Auflistungen sind noch nicht in Datenbanken wie dem Briefverzeichnis oder der Chronik ausgewertet worden, genauso wenig wie die in Fontanes Notizbüchern enthaltenen Briefkonzepte,-Notate und Adressatenlisten, die durch die Edition von Gabriele Rade cke systematisch aufgearbeitet wurden. Über seine Funde im Manuskript Von Zwanzig bis Dreißig hat Wolfgang Rasch 2014 auf der Tagung Fontanes Briefe im Kontext berichtet und die Forderung nach einer systematischen Erschließung aller überlieferten Korrespondenzstücke abgeleitet. 5 Wenigstens für den Bestand des TheodorFontane-Archivs und die dort verwahrten Leihgaben ist diese Forderung bereits erfüllt. Bei der Katalogisierung dieser Handschriften wurden auch Dokumente und Textfragmente erfasst, die in anderen Zusammenhängen überliefert sind. Auch sämtliche Namen von Adressatenlisten und ähnlichen Dokumenten sind über die Schlagwortverzeichnisse des Katalogs abrufbar. Das hat mitunter zu umfangreichen Datensätzen geführt. In dem Manuskript von Mathilde Möhring 6 wurden etwa 90 weitere Texte oder Textfragmente beschrieben. Ähnlich verhielt es sich bei anderen Handschriften. Ein interessantes Beispiel soll an dieser Stelle vorgestellt werden, das Manuskript Melusine von Cadoudal, 7 das zum größten Teil aus halbierten größeren Blättern bzw. Briefbogen besteht, deren unbeschriebene Seiten bzw. Teile von Seiten Fontane zum Niederschreiben des Fragment gebliebenen Entwurfs benutzt hat. Von mehreren Blättern fanden sich sämtliche Teile in diesem Manuskript, andere sind nur unvollständig überliefert. Auf diese Weise sind in St 6 insgesamt 15 weitere Texte, Entwürfe und Dokumente überliefert, die ein bemerkenswertes Kaleidoskop der Korrespondenz des Schriftstellers im Frühjahr 1895 bilden. Nur der Umschlag und das Blatt 15 sind im Folio-Format, alle anderen Blätter haben ein Format von etwa A5-quer.
Heft
(2022) 114
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