Heft 
(2022) 114
Einzelbild herunterladen
  

Aus Fontanes Papierkorb  Möller 121 Erläuterungen zu den einzelnen Dokumenten 1. Diesen Brief erhielt Fontane als Mitunterzeichner der Petition des Vereins Berliner Presse gegen die sogenannte Umsturzvorlage, gegen die Schrift­steller und Künstler protestierten, weil diese Gesetzesvorlage auf die Ein­schränkung der Meinungsfreiheit abzielte. Am 24. Februar 1895 gab Fonta­ ne Paul Schlenther seine Zusage, die Petition zu unterstützen und auch Menzel und Heyden dazu einzuladen, machte allerdings keinen Hehl dar­aus, dass es ihm lieber gewesen wäre, sich nicht öffentlich positionieren zu müssen. In einem Brief an August von Heyden schrieb Fontane am 27. Feb­ruar 1895,»die bloße Idee, das berühmte Volk der ›Dichter und Denker‹, das Volk Luthers , Lessings und Schillers mit solchem Blödsinn beglücken zu wollen« sei»eine Ungeheuerlichkeit und eine Blamage vor Europa , fast vor China .« 8 2. Dies ist einer der wenigen Briefe Friedrich Fontanes an seinen Vater, die überliefert sind. Friedrich Fontane richtete ihn als Inhaber der Firma F. Fontane& Co. an den Autor des Verlages Theodor Fontane , deshalb ist er so förmlich abgefasst. Die beiden Ausfertigungen des Verlagsvertrages sind überliefert, eine davon unterzeichnete Friedrich Fontane mit seiner Fir­menunterschrift am 8. Juni 1895(TFA W 365), die andere unterschrieb Theodor Fontane am 9. Juni 1895(TFA W 372). 9 3. Der Journalist Paul Michaelis(1863–1934) und Paul Schlenther luden Fon­ tane mit diesem Rundschreiben vom 22. April 1895 zu einer Sammlung für das 25-jährige Dienstjubiläum des Chefredakteurs der Vossischen Zeitung Friedrich Stephany ein. Als Mindestbeteiligung wurde der Betrag von 12 Mark genannt. Da nicht mit einer wirklich anonymen Behandlung zu rech­nen war, zeichnete Fontane den repräsentativen Betrag von 30 Mark, wie man der Eintragung im Wirtschaftsbuch unter den Ausgaben vom Mai 1895 entnehmen kann. 10 Das Rundschreiben ist offenbar hektographiert, die Handschrift stammt weder von Schlenther noch von Michaelis (vgl. Do­kument 4). Auf der Rückseite des Schreibens notierte Fontane mit Blaustift: »Stephany 1. Jun.«, später landete es, zerrissen in zwei Teile, auf dem Maku­laturpapierstapel. 5. Obwohl die Autographen-Jäger bereits damals eine Landplage für Pro­minente waren, über die Fontane routiniert schimpfte, wird er sich dem Ansinnen von Alois Fantl kaum entzogen haben. Auch in anderen Fällen hat er sich solchen Bitten nicht versagt und seinen Fans ein paar Zeilen ge­schickt. 11 Fantl wurde Buchhändler, Antiquar und Leihbibliothekar. Seinen Lagerbestand musste er 1938 unter Wert verkaufen, nachdem sein Geschäft geschlossen worden war. Am 29. Juli 1942 ­wurde er nach Theresienstadt