136 Fontane Blätter 114 Freie Formen Fontane-Wissenschaftspreis für herausragende Verdienste um die Erforschung von Werk und Leben Theodor Fontanes 2022. Laudatio auf Eda Sagarra Johann Holzner Es war eine einhellige Entscheidung der Jury: Der vom Theodor-FontaneArchiv der Universität Potsdam gemeinsam mit der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Theodor-Fontane-Archivs am 200. Geburtstag des Namensgebers neu eingerichtete»Fontane-Wissenschaftspreis für herausragende Verdienste um die Erforschung von Werk und Leben Theodor Fontanes«, der weiterhin alle drei Jahre verliehen werden soll, wird 2022 Frau Professorin Dr. Eda Sagarra zuerkannt. Der Preis geht damit an eine Fontane-Expertin, die in vielfacher Hinsicht anknüpft an die viel gerühmten Arbeiten von Charlotte Jolles , die unter zahlreichen anderen Auszeichnungen 1998 den Fontane-Preis für Literatur der Stadt Neuruppin erhalten hat, und von Gotthard Erler, dem renommierten Lektor, Editor und Fontane-Forscher, der 2019 an dieser Stelle mit dem ersten Fontane-Wissenschaftspreis geehrt worden ist. Der Preis geht an eine Expertin, die sich über ein halbes Jahrhundert intensiv und mit nie nachlassender Leidenschaft mit Fontane beschäftigt hat, und zwar von allem Anfang an im Kontext der Geschichte und der europäischen Literaturen des 19. Jahrhunderts und die gerade deshalb, weil sie die deutschen, namentlich die preußischen Zustände immer vor dieser größeren Kontrastfolie betrachtet, der Fontane -Forschung ungemein gewichtige Erträge zugeführt hat. Ertragreiche wissenschaftliche Arbeiten: Sie sind gleichzeitig, kein Wunder, wenn man weiß, von welchen Traditionen Eda Sagarra herkommt, nie überlastet mit modischem, schick-diskursorientiertem, genauer gesagt: vornehmlich auf Karriere schielendem Fachwortgeklingel, vielmehr stets spannend und geradezu kurzweilig-fesselnd zu lesen, nicht zuletzt, weil sie sich ganz entschieden von jedem weltanschaulichen und literaturtheoretischen Dogmatismus fernhalten. Der alte Dubslav von Stechlin wird in diesen Forschungsarbeiten nicht zufällig mehr als einmal zitiert:»Unanfechtbare Wahrheiten giebt es überhaupt nicht, und wenn es welche giebt, so sind sie langweilig.« 1
Heft
(2022) 114
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten