Heft 
(2022) 114
Einzelbild herunterladen

152 Fontane Blätter 114 Freie Formen Fontanes umfangreicher brieflicher Korrespondenz auf, so die mit einer Ansicht der Prinz-Heinrich-Baude an Georg Friedlaender vom 9. Septem­ber 1890 7 oder eine aus Waren an der Müritz versandte Postkarte des Hotels »Stadt Hamburg « mit vorgedrucktem Kopf an Otto Brahm vom 12. Septem­ber 1896. 8 Eine einzige Postkarte hat sogar wenigstens im Gespräch Zu­gang in sein erzählerisches Werk gefunden. In dem Roman Die Poggen­puhls lehnt Onkel Eberhard die Einladung seiner Schwägerin zu einem Teller»Weißbiersuppe mit Sago« ab:»Vorzüglich. Und könnte meine Be­schlüsse beinah umstoßen. Aber ich habe noch allerhand zu thun und zu besorgen. Eigentlich Unsinn; eine Postkarte besorgt alles viel besser. Aber meine Frau wünscht es. Und was eine Frau wünscht, ist Befehl«. 9 Eine be­sonders aparte Verbindung Theodor Fontanes mit einer Ansichtskarte hat Klaus-Peter Möller eruieren können. Am 9. März 1898 hatte Fontane seiner Schwester Elise geschrieben:»Sei schönstens bedankt für die Karte mit den 3 ›berühmten Ruppinern‹. Was nicht alles aus ´nem Menschen werden kann! Uebrigens seh´ ich kolossal verhungert aus, mehr als selbst einem Dichter zukommt.« 10 Eine jahrelange Suche Möllers nach der entsprechenden An­sichtskarte hat sich schließlich gelohnt und so konnte er sie uns schließlich in Bild und Text vorstellen:»Es ist eine Karte im Quer-Format(9 x 14 cm), prägend für die Ansichtsseite sind die in drei gleichgroßen ovalen Feldern im oberen Drittel dargebotenen Porträts von drei bekannten Neuruppinern Theodor Fontane , Karl-Friedrich Schinkel und Ferdinand Möhring .« 11 Die acht Ansichtskarten aber, welche ebenfalls in Fontanes letztem Le­bensjahr gedruckt worden sind und werbend die Publikation seines letzten Romans begleiten, dürften Fontane wohl kaum vor Augen gekommen sein. Es handelt sich um eine vom Verlag der Zeitschrift Ueber Land und Meer 12 publizierte Serie von Ansichten aus Alt-Stuttgart mit einer sehr klein ge­druckten Verlagswerbung am linken oder oberen Rand der Ansichtsseite: Sieben dieser mir vorliegenden Ansichtskarten sind gelaufen, zwei davon bereits am 26. Oktober 1897. Es ist allerdings nur schwer vorstellbar, dass viele der Absender oder Empfänger der Ansichtskarten unmittelbar zur Lektüre des Stechlin ange­regt worden sind. Vielleicht aber dürfen wir diese Petitesse bedenken mit einem Blick da­rauf, wie bitter sich Theodor Fontane noch rund zwanzig Jahre vorher, in der Zeit der Publikation seiner ersten Romane, in einem Brief an seine Frau