156 Fontane Blätter 114 Freie Formen Aufzeichnungen und Nachprüfungen im»Bummelton«. Hans Dieter Zimmermanns Rückblick auf 80 Jahre Johann Holzner Das letzte Kapitel seiner Erinnerungen hat Hans Dieter Zimmermann , der renommierte Berliner Literaturwissenschaftler, Theodor Fontane gewidmet. 1 Was nicht weiter verwundert: Hat er doch zu dessen 200. Geburtstag 2019 eine Biographie des Autors vorgelegt, in der er höchstanregend einen fundierten Überblick vermittelt über seine Erzählungen und Romane, seine Gedichte und seine Kriegsbücher, die Theaterkritiken, die Wanderungen durch die Mark Brandenburg und die Korrespondenzen. – Jetzt allerdings fasst Zimmermann auf wenigen Seiten zusammen, was ihn so sehr mit Fontane, der seinerzeit doch auch einmal als Sekretär der Akademie der Künste zu Berlin gewirkt hat, verbindet. Es ist vornehmlich dessen humane Haltung, die immer darauf angelegt sei, den Einzelnen gelten zu lassen und konsequent niemandem das Recht einräumt, anderen Menschen einfach vorzuschreiben, wie sie denken und leben sollten. Nach wie vor gilt es indessen darüber hinaus, wie Zimmermann befindet, schnörkellos zu unterscheiden zwischen politischer Positionierung und menschlichem Benehmen, so wie Fontane es bereits gehalten hätte mit den Repräsentanten des Adels oder der Geld-Bourgeoisie: zum einen, wo immer möglich und prinzipiell einsichtig, doch noch Milde walten zu lassen, zum andern hingegen alle ideologische Verkrustungen nimmermüde rigoros aufs Korn zu nehmen. Fontanes»Bummelton«, auf den Zimmermann in seiner Biographie ausdrücklich Bezug nimmt 2 , und die in diesem Ton angelegten Porträts seiner Titelfiguren sowie vieler wunderbarer Nebenfiguren sind ihm ganz offensichtlich auch für die vorliegenden Erinnerungen leuchtende Vorbilder geblieben. Während er sich selbst(fast) ganz zurückhält, rückt er andere in den Vordergrund, Hauptakteure des deutschen Literaturbetriebs ebenso wie Angehörige, Verwandte und Freunde. – Walter Höllerer war sein Doktorvater in Berlin , bei Hans Mayer (in Hannover ) hat er seine Habilitationsschrift eingereicht; über seine Tätigkeit an der West-Berliner Akademie der Künste am Hanseatenweg(1969–1975) und danach als Professor für neuere deutsche Literatur an der Goethe-Universität in Frankfurt (1975–1987) sowie
Heft
(2022) 114
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