Heft 
(1991) 51
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THEODOR FONTANE GESELLSCHAFT e.V.

Charlotte Jolles, London

Festvortrag zur Gründung der Theodor Fontane Gesellschaft e. V. am 15. Dezember 1990 in Potsdam*

Ich empfinde es als eine große Ehre, heute bei der Gründungsfeier einer Theodor Fontane Gesellschaft zu Ihnen sprechen zu dürfen. Wir sind zusam­mengekommen, um das zu bewerkstelligen, was schon längst fällig war. Wenn in der Fontane-Forschung immer wieder von der Verspätung des Romanschrift­stellers Fontane die Rede ist, der mit fast 60 Jahren seinen ersten Roman veröffentlichte, so sind auch wir berechtigt, von einer Verspätung der Gründung einer Fontane Gesellschaft zu sprechen. Es gibt viele literarische Gesellschaften, die den Namen eines Dichters tragen, darunter auch Namen von Fontanes Zeit­genossen, wie Storm, Raabe, Keller, Klaus Groth, Wilhelm Busch, um nur einige zu nennen. Aber wir folgen Fontanes eigentümlich später Entwicklung und kommen gerade noch zurecht - wenige Jahre vor seinem 100. Todestag - ihn mit der Gründung einer seinen Namen tragenden Gesellschaft zu ehren. Wie Fontanes Weg zu seinem .Eigentlichen', wie es immer so schön heißt, ein langer Weg war, der über den Balladendichter, Journalisten und den Kriegsbuch­schreiber zu Vor dem Sturm und 16 weiteren Romanen führte, so ist auch unser Weg zur Fontane Gesellschaft ein langer, aber immerhin doch ein kontinuier­licher Weg, wie ich aufzeigen werde. Und wie die politischen Ereignisse des 19. Jahrhunderts Fontanes eigentliche Bestimmung verzögert haben die 3 Kriege 1864, 1866 und 1870 bedeuteten eine Unterbrechung an der Arbeit an seinem ersten Roman von 12 Jahren - so haben die Irrungen und Wirrungen der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert dazu beigetragen, daß wir erst heute an eine Gründung denken können.

Daß die Gründung in Potsdam, dem Sitz des Fontane-Archivs, stattfindet, ist eine natürliche Entwicklung, die eng mit der Geschichte des Archivs zusammen­hängt. Es bildete sich ja schon bald nach der Errichtung des Archivs 1936 in den Räumen der Brandenburgischen Provinzialverwaltung in Berlin eine Gruppe von Fontane-Freunden um den damaligen Leiter, Hermann Fricke, die an gewis­sen Abenden im Archiv zusammenkamen und Vorträge über Fontane hielten. Es waren im wesentlichen, aber keineswegs ausschließlich, Schüler von Julius Petersen, die über Fontane promovierten oder schon promoviert hatten. Das wissenschaftliche Resultat dieser Abende wurde im 9. Band derBranden­

+(Siehe auch: INFORMATIONEN, S. 205)

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