burgischen Jahrbücher" niedergelegt, das dem Gedächtnis Fontanes gewidmet war. In seiner Vorbemerkung schrieb Hermann Fricke, daß aus dieser Arbeitsgemeinschaft auch eine Kameradschaft wurde. In der Tat spielte auch die Geselligkeit eine Rolle, und die Abende wurden oft in lustiger Weise in alten Berliner Kneipen beschlossen. Ich entsinne mich noch eines besonders vergnüglichen Abends, als wir mit einer Droschke (die gab es damals noch, für Touristen wahrscheinlich) die Linden entlang durchs Brandenburger Tor fuhren, genau wie in L'Adultera das Ehepaar Gryczinski mit den beiden Malern Gabler und Elimar nach dem Diner bei van der Straatens, am Opernplatz vorbei durch Linden und Tiergarten der Alsenstraße Zufuhren. Sie kennen Fontanes topographische Genauigkeit. Wir kamen aus einem Lokal in der Altstadt Berlins, und die Droschke war, wie auch Bothos Droschke, als er zum Grab der alten Frau Nimptsch fuhr, ein „ ziemlich klappriges Gefährt", und der Gaul schlich ebenso langsam dahin wie der Schimmel damals, aber wir waren vergnügt. Doch hatte das bald ein Ende. Einer von uns, der die erste grundlegende Arbeit über die Balladendichtung im Berliner 'Tunnel geschrieben hatte, die erst während des Krieges erschien - das Vorwort schrieb er 1940 im Felde - fiel dem Krieg, wie andre auch, bald zum Opfer. Ich erwähne das, weil auch dieser Kreis schließlich durch die politischen Ereignisse sein Ende nahm. Und doch besteht eine Kontinuität. Denn zwei aus diesem Kreis, die an dem Aufbau des Archivs und der Katalogisierung seiner Bestände beteiligt waren, sind bis zum heutigen Tag der Fontane-Forschung treu geblieben: Frau Neuendorff-Fürstenau und ich selber. Es ist hier vielleicht auch der Ort, des Verleger-Sohnes Fontanes, Friedrich Fontanes, zu gedenken. Er hatte sich aus finanziellen Gründen von dem Nachlaß seines Vaters trennen müssen, den er lange wohl bewahrt und versorgt hatte. Er stand aber weiter allen Forschern, ob Professor oder Student, mit seinen Kenntnissen zur Verfügung und in enger Verbindung zu Hermann Fricke, zum Archiv und zu unserem Kreis. Wie manch anderer verdanke auch ich ihm eine Einladung in sein Haus nach Neuruppin. Wenn wir modernen Editoren jetzt seine oft fragwürdigen Editionsmethoden kritisieren, weil wir es nun einmal heute besser wissen, so tue ich es mit einem etwas schlechten Gewissen.
Es gab damals noch einen anderen Kreis, der sich um Fontane bemühte und auch im Besitz von Fontane-Handschriften war. Das war der Verein für die Geschichte Berlins, der gelegentlich Vorträge über Fontane veranstaltete, die im Deutschen Dom am damaligen Gendarmenmarkt stattfanden. Dies war kein rein wissenschaftlicher Kreis, sondern allen zugänglich, denen die Geschichte Berlins am Herzen lag.
Ein dritter Kreis, der 1927 in Berlin gegründet wurde, ist der Fontane-Abend, eine Vereinigung also, die direkt dem Dichter zugedacht war. Es war eine Vereinigung von Bibliophilen, zu denen unter anderen auch Paul Emden gehörte, dem wir eine große Sammlung von Fontane-Manuskripten verdanken. Sie kam schließlich in den Besitz der Berliner Universitätsbibliothek. Auch Hans Sternheim soll von den Mitgliedern besonders erwähnt werden, denn er war der Patensohn Fontanes, der Sohn Marie Sternheims, eine Frau, die der Dichter
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