Heft 
(1991) 51
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verehrte. Wir verdanken Hans Sternheim neben vielen Gaben ein schönes Faksi­mile der Widmungsverse Fontanes zu seinem Patengeschenk, dem Neuen Testa­ment. Er ließ sie für den Fontane-Abend zum 1. Stiftungsfest drucken. Der Verein löste sich im Herbst 1933 selber auf. Seine Geschichte ist 1988 und 1990 in denFontane-Blättern' von Lothar Sommer dargestellt worden. Es hat sie wohl niemand ohne tiefe Erschütterung gelesen, denn das Schicksal so vieler seiner Mitglieder war ein unsagbar tragisches, auch das von Hans Sternheim. Einen von ihnen, Fritz Homeyer, damals eine in Universitätskreisen sehr be­kannte Persönlichkeit, traf ich später oft in London, wo er in einer Buchhand­lung in Oxford Street die deutsche Abteilung unter sich hatte. Und ein ganz merkwürdiger Zufall brachte mich erst vor wenigen Wochen mit dem Sohn eines anderen Mitglieds, Gotthard Laske, in Verbindung. Die Fontane-Freunde scheinen immer zusammenzufinden. Fontane ist das Zauberwort, das sie zusam­menführt.

Es sei hier noch vermerkt, daß sich auch andere bibliophile Vereinigungen, die Maximilian-Gesellschaft und der Berliner Bibliophilen-Abend, um Fontane be­mühten und noch bemühen. Der Berliner Bibliophilen-Abend, der in den 50er Jahren neu gegründet wurde, hat 1981 in einem schönen Druck eine Übersicht überBibliophile Bemühungen um Theodor Fontane" herausgebracht. Fontanes unvergleichlich schöne Handschrift muß für alle Faksimile-Liebhaber besonders attraktiv sein. Ebenso seine schönen Sprüche, besonders die Alterssprüche. Mö­gen wir bald, da wir alle wieder Zusammenarbeiten können, neue bibliophile Bemühungen um Fontane sehen.

Die bibliophilen Vereinigungen, die ich nannte, unternahmen auch Fahrten durch die Mark Brandenburg auf Fontanes Spuren. Max Liebermann schloß sich einer Exkursion an. Wir verdanken ihm die 21 herrlichen Steinzeichnungen zu Effi Briest, die er für die Jahresgabe der Maximilian-Gesellschaft 1926/27 geschaffen hat.

Nehmen Sie bitte diesen Rückblick in eine längst vergangene Zeit nicht als ein Schwelgen in Erinnerungen hin, typisch für einen alten Menschen, wie ich es bin. Von Schwelgen ist schon gar nicht die Rede, denn vieles von dem, was ich erzähle, fiel ja schon in schwere Zeiten. Wir, meine Generation, die sich in den dreißiger Jahren zu einem kleinen Fontane-Kreis zusammenfand, waren da­mals alle zwischen 20 und 30, und Sie wissen aus Fontanes Autobiographie, wie wichtig gerade dieses Jahrzehnt für den Menschen ist. Für Fontane waren es auch die Jahre der Vereine: der Lenau- und Platen-Verein, der Herwegh- Klub, der zwar ein verkappter Verein für Burschenschaftler war - seien Sie unbesorgt, unsere Fontane-Gesellschaft wird nichts Verkapptes sein: wir hoffen, daß diese Zeiten, wo so etwas nötig war, ein für allemal vorbei sind. Dann waren diese Jahre für Fontane die große Zeit des Tunnels, der Ellora und des Rütli mit all ihren geistigen Anregungen und den Freundschaften, die daraus erwuchsen. Möge unsere Gesellschaft viele Mitglieder gerade auch aus dieser Altersgruppe gewinnen.

Später hat Fontane dann sehr aktiv an der Schiller-Stiftung mitgearbeitet, die zur Unterstützung notleidender Schriftsteller gegründet worden war. Seine

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