Heft 
(1991) 51
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Mitarbeit an dieser Institution ist bis zum Ende seines Lebens in seiner Kor­respondenz belegt.

Ich habe Ihnen diesen Rückblick auf die Vergangenheit gegeben, um zu zeigen, daß schon früh alle Keime für eine Fontane Gesellschaft vorhanden waren, und zwar in der Verschiedenheit der Zusammensetzung, wie wir uns die zukünftige Gesellschaft vorstellen: die wissenschaftliche Gruppe, die Laien und Amateure und die Buchliebhaber, die Bibliophilen, die ihre Liebe zum Buch mit der zum Dichter verbinden. Weder Faschismus noch Krieg konnten diese Keime ganz abtöten. Nach dem Krieg begannen sie wieder zu wachsen. Ein neuer Anfang wurde gemacht, und das bereits 1939 nach Potsdam verlegte Archiv wurde in den 50er Jahren bald zum Zentrum der sich schnell entwickelnden Fontane- Forschung, die zur sogenannten Fontane-Renaissance führte. Darüber später noch ausführlicher. Aber die Spaltung Deutschlands hat auch für die Fontane- Liebhaber ihre Spuren hinterlassen. Den Wissenschaftlern stand zwar das Archiv offen, aber vielen anderen war es verschlossen oder nur mit Schwierigkeiten möglich, an die ganzen schönen Bestände heranzukommen. Doch das hat die wirklichen Fontane-Liebhaber nicht abgehalten, sich weiter seinem Werk zu widmen. Das sind vor allem die Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg und der Verein für die Geschichte Berlins. Sie haben entweder in Vorträgen oder in ihren Zeitschriften, auch durch Wanderungen in der Mark, soweit es gelegentlich möglich war, die Fahne Fontanes hochgehalten, wenn ich mich so ausdrücken darf. Sie werden, so hoffe ich, uns bei der Gründung der Fontane Gesellschaft unterstützen. Ihre Mitglieder mit ihren reichen Fon­tane-Kenntnissen und Vereinserfahrungen werden wichtig für uns sein; die Fon­tane Gesellschaft aber wird gerade ihnen gegenüber eine besondere Verpflich­tung haben, denn erst jetzt steht auch ihnen das Archiv ganz zur Verfügung und die Mark Brandenburg für ihre Wanderungen ganz offen.

In den letzten Jahren haben die Germanisten der Humboldt-Universität durch jährliche Fontane-Tagungen das Interesse an Fontane gefördert und sich beson­ders mit der Erarbeitung des Tunnel-Archivs in der Universitätsbibliothek be­faßt. Also eine ähnliche Gruppe wie die, die sich in den 30er Jahren zusammen­fand.

Wichtig für die Entwicklung der zukünftigen Fontane-Gesellschaft ist ein Kreis von Laien, der in dem letzten Jahrzehnt regelmäßig zusammentraf, um sich mit Werk und Leben Fontanes zu beschäftigen. Diese Arbeitsgemeinschaft ist der Theodor-Fontane-Kreis Zeuthen: ihr Treffpunkt ist Hankels Ablage, wo Lene und Botho den Höhepunkt, aber auch das Ende ihres Liebesverhältnisses erleb­ten. Der Zeuthener Kreis ist zu Beginn der 80er Jahre geplant worden mit der Idee, Theodor Fontane 100 Jahre nach seinem Aufenthalt in Hankels Ablage in Zeuthen eine Gedenkstätte zu schaffen. Eine Vitrine mit Archivalien aus Fon­tanes Leben und Wirken wurde aufgestellt, und 1985 wurde der Fontane-Kreis gegründet. Ich habe das reiche Programm von Vorträgen, Ausstellungen und Geselligkeit der letzten Jahre gesehen und hatte selber die Freude, einmal dort

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