J
s-
ie
n-
! 1 -
ie
ne
er
:h
as
ri
et
'-s,
ne
:h
;n
n-
ie
73
er
ht
n-
ie
rd
ne
)n
n-
ht
Unveröffentlichte und wenig bekannte Briefe Theodor Fontanes an Paul und Paula Schlenther
Herausgegeben von Frederick Betz, Carbondale und Hans Ester, Nijmegen
Der Berliner Kritiker und spätere Wiener Burgtheaterdirektor Paul Schlenther (1854 - 1916) wurde im Laufe der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts für Theodor Fontane immer wichtiger, eben als Kritiker, aber auch als Brief- bzw. Gesprächspartner und nicht zuletzt als Freund der Familie. 1
Die Bekanntschaft setzte ein mit der Veröffentlichung einer umfangreichen Rezension von Schlenther über Fontanes L'Adultera in der Berliner Zeitschrift "Tribüne" vom 18. Juni 1882. Zwar hatte Schlenther schon im Dezember 1881 Ellernklipp kurz besprochen, aber mit dieser Besprechung in der "Deutschen Litteraturzeitung" hatte der angehende Literaturkritiker keinen besonderen Eindruck auf Fontane gemacht. In seinem Brief vom 9. Dezember an seinen Verleger Wilhelm Hertz bedankte Fontane sich etwas resigniert “für die gf. Zusendung der Literatur-Zeitung" vom 10. Dezember 1881: "es ist doch so was wie eine Kritik, - in dieser Weihnachtsquatschzeit immerhin ein Labsal." 2 Daß Fontane mit dem Namen 'P. Schlenther' nichts Rechtes anzufangen wußte, als die Rezension über e L'Adulter a wenig Monate später in der "Tribüne" erschien, ist also nicht auf Fontanes Unkenntnis der Ellernklipp- Anzeige zurückzuführen, 3 sondern auf die erstaunliche Entwicklung dieses Rezensenten 'P. Schlenther' als Literaturkritiker. Fontane vermutete sogar, daß Otto Brahm, der ihm die Ausgabe der "Tribüne" vom 18. Juni 1882 nach Thale geschickt hatte, sich hinter dem gezeichneten Namen verbergen könnte: "Sind Sie selbst P. Schlenther (von dem ich schon früher Einiges in der 'Tribüne' gelesen habe) oder aber ist er ein selbständiges Ich, das leibhaftig als ein allerwirklichster Paul Schlenther neben Ihnen wandelt - gleichviel, ich bin, so oder so, dem Träger dieses Namens sehr zu Danke verpflichtet." Über die Rezension schrieb Fontane geradezu enthusiastisch: "Das nenn ich kritisiren! Es wird mir nichts geschenkt, oder wenigstens nicht viel, und die schwachen, angreifbaren und namentlich auch die sehr in Frage zu stellenden Seiten meiner Arbeit werden herausgekehrt. Aber nebenher läuft doch zweierlei: das Anerkenntniß, daß man es mit einem ordentlichen und anständigen Menschen, und zweitens das Anerkenntniß, daß man es mit einem sein Metier ernsthaft übenden, anständigen Künstler zu thun hat. ... Ich bin nun seit beinah vierzig Jahren Schriftsteller, aber unter den mehr als tausend Kritiken, die sich mit mir beschäftigt haben, sind keine zehn, vielleicht keine sechs, die dieser gleich kommen, und ist nicht eine, die dieser den Rang abläuft. Was über Ruben oder Rubehn gesagt ist, was ferner über meine Manier, alles sprungweis zu behandeln, und die Stationen, wo Seidel getrunken wurden, sozusagen durch Schnellfahren wieder einzubringen - alles ist richtig, alles unterschreib ich. [...]" 4
Die mit sachlicher Kritik gepaarte Hochschätzung von Fontanes erstem Berliner Roman erfüllte den Autor mit Vertrauen gegenüber Schlenther. Er konnte sich auf die Ehrlichkeit und den Sachverstand Schlenthers verlas-
7