Nr. 23: An Dr. Paul Schlenther
Berlin 22. Dezeb. 88. Potsd. Str. 134. c.
Hochgeehrter Herr.
Gereicht mir zu besonderem Vergnügen einspringen zu können. Ich gehe also morgen (Sonntag) in die neuen Quitzows, was mich sehr interessiert und am Donnerstag in den Julius Cäsar mit und bei Barnay. Sollt' ich krank werden, was bei einem alten kränklichen Herrn ja nie ganz ausgeschlossen ist, so schreib ich an Schubert; ist aber nicht wahrscheinlich, weil ich eben erst 2 Tage im Bett gelegen habe, das hält dann in der Regel eine Weile vor.
Ihnen aber wünsche ich glücklichste Feiertag in der Heimath.
Wie immer Ihr treu ergebenster Th. F.
Besten Dank für den längst vergessenen Fünfmarkschein; er kam leider um 5 Minuten zu spät; ich hatte unmittelbar vorher ein höheres Trinkgeld zu entrichten und weil nichts Compakters da war mußte ich dem Empfänger fünf einzelne Markstücke in die Hand zählen. Zum Glück war ich genirter als er.
Th. F.
die neuen Quitzows: Es handelt sich um: Wilhelm Wendlandts Friedrich von Hohenzollern und die Quitzows. Die Aufführung fand am 23. Dezember im Volkstheater Berlin statt. Fontanes Rezension erschien in der Vossischen Zeitung, Nr. 601, 24. Dezember 1888 (Abendausgabe).
Shakespeares Julius Cäsar wurde am 27. Dezember 1888 im Berliner Theater aufgeführt. Fontanes Rezension erschien in der Vossischen Zeitung, Nr. 611, 28. Dezember 1888.
Barnay: Vgl. Anm. zu Nr. 17.
Ernst Schubert war ab September 1895 Redakteur von Über Land und Meer. Redakteur der Vossischen Zeitung.
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Nr. 24: An Dr. Paul Schlenther
[Berlin Februar 1889]
Ich hoffte, Sie wären schon fort. Ist man nämlich erst fort, so muß es auch so gehn und alle Schwierigkeiten räumen sich leicht aus dem Wege. Nun sind Sie leider noch da und ich muß Ihnen noch in 12. Stunde schreiben, daß ich seit acht Tagen krank bin, so gründlich, so reell, daß an Zimmer verlassen gar nicht zu denken ist. Ich habe dies alles aber schon an Ste- phany vermeldet, mich beklagt und verklagt, und um Stellvertretung für
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