Heft 
(2023) 115
Seite
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42 Fontane Blätter 115 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes ähnlichen Stoff behandelt hatte, wie ihn Fontane in seinem Roman Effi Briest gestaltete. Mit seiner Feststellung, Wolff sei es nicht gelungen, bei den Le­sern»ein rechtes Interesse für die beiden Hauptgestalten zu wecken«, steht Fontane nicht allein. Ein ganz ähnliches Urteil findet sich in der anonymen Rezension in der Januar-Nummer 1893 von Nord und Süd. 35 [8.] Der 21. November 1894 war vermutlich der Termin für die vom Verein Freie Bühne für die zweite Novemberhälfte angekündigte Aufführung von Wolffs Dreiakter Niemand weiß es, 36 die aber offenbar nicht zustande kam, jeden­falls fanden sich nirgends Hinweise darauf. Das Stück erschien im Verlag von Albert Langen. 37 Fontane erklärte sein Fehlen mit Unpässlichkeit, schon die Uraufführung von Ernst von Wolzogens Schauspiel Daniela Weert am Vorabend im Deutschen Theater habe er nicht besuchen können. [9.] Fontanes Brief vom 2. März 1897 an einen unbekannten Empfänger, der offenbar ebenfalls an Wolff gelangte, hängt vermutlich mit der Rezension von Maurice Donnays Douloureuse zusammen, die im Berliner Tageblatt vom 18. Februar 1897 erschien und in der Wolff Fontanes Irrungen, Wirrun­gen mit Donnays Amants verglich. Mir kommt ein Wort in den Sinn, das Fontane einmal äußerte, als ich das Vergnügen hatte(und wer ihn kennt, weiß, daß es ein Vergnügen ist), mit ihm durch unseren guten Thiergarten zu spazieren. Ich habe es in der Erinnerung aufbewahrt, weil es so ganz Fontanisch war:»Wenn jede dumme Marielle, jedes dürftige Kuchenkrümelprodukt sich mit großen Worten hat und so thut, als wenn sie mindestens zwei Iphigenien im Lei­be habe, dann sage ich nein, dann laß ich mir das nicht gefallen.« 38 Die»Durchschnittsmenschheit« sei eben nicht»auf Tragödienleidenschaft« angelegt. Ein Mitarbeiter der Zeitung oder ein Berliner Bekannter Wolffs wird Fontane diese Rezension zugeschickt haben, und Fontane bat ihn, Wolff seinen Dank auszurichten. In der Zeit war der direkte Briefkontakt also bereits für längere Zeit unterbrochen. Pension de famille(1894) zählt Wolff zu Donnays besten Stücken, ein Ehedrama, das mit einem Revolver­schuss des betrogenen Ehemanns auf seinen Nebenbuhler endet. Fontanes Effi Briest erwähnte Wolff in diesem Zusammenhang merkwürdigerweise nicht. Dem Bundesarchiv sei an dieser Stelle für die Publikationsgenehmigung gedankt, Prof. Bernd Sösemann für seine freundliche Auskunft, Dr. Wolf­gang Rasch für den anregenden Austausch, Dr. Michel Grimberg für Hin­weise zur französischen Literatur.