Wiedergefunden Hehle 81 Conclusio In meinen Überlegungen zu Wiedergefunden und Fontanes Schreibprozess, die ich keineswegs als abschließend ansehen möchte, 18 hat sich gezeigt, dass Fragen der Editionspraxis und-theorie(wie verhält sich der edierte Text zum überlieferten Material?), Textgenetik(wie lässt sich der kreative Prozess beschreiben?) und Narratologie(welche Funktionen sind konstitutiv für einen/diesen narrativen Text und wie verhalten sie sich zueinander?) eng miteinander verzahnt sind. 19 Sie erscheinen mir weniger als systematisch voneinander getrennte Felder denn als verschiedene Perspektiven, aus denen sich ein narrativer Text unter dem Blickwinkel seiner Produktion betrachten lässt. Das gilt natürlich auch für Erzählprojekte, die abgeschlossen und unter Kontrolle des Autors oder der Autorin publiziert wurden; doch besteht dort immer die Versuchung, von diesem ›End-Zustand‹ teleologisch auf vorhergehende Stadien zu schließen und das Produkt anstelle des Prozesses in den Vordergrund zu rücken. Fontanes Fragmente konfrontieren uns demgegenüber mit der Gleichzeitigkeit von Momentaufnahmen, einer Bewegung in Schleifen und einem durchaus offenen Horizont.
Heft  
(2023) 115
Seite
81
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