98 Fontane Blätter 116 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte angesetzten Prozesstermin am 5. Mai 1887 teilt Fontane Friedlaender mit, dass er sich angesichts der Zustände im Kaiserreich, wo»Recht gar nicht gilt«, sicherheitshalber auf das Schlimmste gefasst zu machen habe:»Sie müssen sich nur immer das Aeußerste vor Augen halten, also event. Rücktritt aus Ihrem Amt, und sich dabei sagen: ›na, d a r a n geh ich auch noch nicht zu Grunde.‹« 40 In seinem Tagebucheintrag derselben Zeit hielt Fontane fest:»Die ehrengerichtliche Untersuchung, drin sich Dr. Friedlaender schon im Winter verwickelt sah, dauert fort, eine elende Jammergeschichte, dran man das gelegentlich Karikierte unseres Militärwesens, der reine Götzendienst, gründlich studieren kann. Er wird wohl verurteilt werden, den ›Rock‹ nicht mehr tragen zu dürfen.« 41 Aus Fontanes letztem Brief zu diesem Thema vom 6. Mai 1887 erfahren wir, dass die Verhandlung vertagt worden war. Ende Juni war immer noch kein Urteil gefällt. 42 Dass das Verfahren im zweiten Halbjahr 1887 tatsächlich mit einem Schuldspruch gegen Friedlaender endete, können wir einem bislang völlig unbeachteten Brief von Friedlaender an seinen Jugendfreund Bernhard Förster entnehmen. Am 13. Januar 1888 schickt er diesem sein Kriegsbuch aus Schmiedeberg nach Asunción in Paraguay mit dem Kommentar: Georg Friedlaender an Bernhard Förster, 13.1.1888(GSA)
Heft
(2023) 116
Seite
98
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