Heft 
(2023) 116
Seite
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Georg Friedlaenders Aus den Kriegstagen 1870 D'Aprile 101 Antisemiten in Paraguay. Der»Försterhof« in»Nueva Germania«. Zeitgenössische Fotografie Bernhard Förster in ganz anderen Ausmaßen und kategorial anderen Di­mensionen stellt als bei den in der Fontane-Forschung so breit diskutierten antisemitischen Ausfällen in Fontanes Briefen an Friedlaender. 48 Zum Januar 1904, im Alter von 60 Jahren, quittierte Friedlaender seinen Dienst als Amtsrichter und zog sich ganz ins Private zurück. Brieflich teilte er Gerhart Hauptmann mit, dass er nach einem fünfmonatigen Aufenthalt in Italien»nur noch litterarisch« tätig sein wolle. Als sein»erstes und vor­nehmstes Werk« hatte er die Herausgabe der Fontane-Briefe geplant, zu der ihm Hauptmann bereits früher geraten habe. Allerdings sei dies bislang an den Hinterbliebenen Theodor Fontanes gescheitert, die sich auf»geistiges Eigenthum« beriefen. 49 »O wie entgegen dem Sinne Fontanes!«, kommen­tiert Friedlaender wohl nicht zu unrecht, wenn man bedenkt, dass Fontane einen sehr weiten Begriff von geistigem Eigentum hatte und den»Ueberfluß an sogenannter ›Diskretion‹« für eines der größten Hindernisse lebendiger Geschichtskultur ansah. 50 Ebenfalls aus dem Januar 1904 datiert ein Brief Friedlaenders, der das gesamte Ausmaß, das seine Kriegsbuch-Erfahrung und weitere antisemiti­sche Anfeindungen angerichtet hatten, schlagartig offenbart. Anlässlich des bevorstehenden Abiturs seines Sohnes Hans erkundigte er sich beim preußischen Heroldsamt nach den Möglichkeiten einer Namensänderung.