Fontane und der»Bruderzwist im Hause Mann« Erler 141 Und selbstverständlich sind in das Netzwerk von Landshoffs verlegerischen Bemühungen auch Heinrich(in Nizza) und Thomas Mann(in Zürich) einbezogen. Heinrich Manns Henri Quatre(1935 und 1938 bei Querido) habe ich erwähnt, Lidice und Der Haß müssen noch genannt werden. Und 1937 stehen die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull von Thomas Mann im Querido-Programm. Und auch zur Familie von Thomas gibt es starke Bindungen: Landshoff ist der beste Freund von Erika und Klaus Mann, der bei Querido die einflussreiche antifaschistische Zeitschrift Die Sammlung herausgibt und dessen Mephisto-Roman dort 1936 erscheint. Die Veröffentlichungsgeschichte dieses Romans um Gustaf Gründgens, der kurze Zeit mit Erika Mann verheiratet war, ist ein absurdes Beispiel für die unterschiedliche Rezeption von Büchern aus dem Hause Mann in Ost und West. Der Adoptivsohn von Gründgens und Rechteinhaber Peter Gorski hatte die Publikation des Buches in der BRD erfolgreich verhindert. Der Aufbau-Verlag besorgte, ganz legal, 1956 die erste Ausgabe nach dem Krieg und hat das Buch in sechs Auflagen bis in die achtziger Jahre betreut. Und ganz nebenbei spinnt sich in Zürich zwischen Landshoff und der damals fünfzehnjährigen Tochter Elisabeth eine zärtliche Beziehung an, wodurch der freundliche Landshoff fast der Schwiegersohn des Nobelpreisträgers geworden wäre(Thomas Mann notiert am 30. August 1935 im Tagebuch:»Rührende Schwäche Medis für ihn«). Aber sie entscheidet sich schließlich für den italienischen Historiker und ehrenwerten antifaschistischen Politologen Giuseppe Antonio Borgese. Landshoffs lebenslange Freundschaft mit Elisabeth bleibt bis in jene Jahre erhalten, als sie die große alte Dame der Weltseerechts-Konferenz bei den Vereinten Nationen ist. Ich erinnere mich oft und gern an die nächtlichen Telefonate, die er mit ihr in Rio oder Tokio oder sonstwo in der Welt von Wiepersdorf aus zu führen versuchte, wo wir im zauberhaften kleinen Achim von Arnim-Schlösschen an seinen Lebenserinnerungen arbeiteten. Und wenn die beiden wirklich eine Verbindung bekommen hatten(Telefonieren in der DDR war Glück und Zufall!), plauderte Landshoff beim Frühstück fröhlich über seinen nächtlichen Gedankenaustausch mit der Freundin – beliebtes Thema dabei war unter anderem ihr Schreibmaschine schreibender Hund, der immerhin»good dog« zu tippen vermocht haben soll! Wir alle kennen diese Elisabeth Mann-Borgese als die kluge, charmanteund kenntnisreiche Moderatorin in Heinrich Breloers schönem Film über Die Manns. Landshoffs Beziehung zu den Brüdern Mann hat mit Bezug auf unser Thema einen ganz besonderen, besonders aparten Aspekt. Denn dieser Fritz Landshoff hat, bevor er in den Verlegerberuf einstieg, eine kurzfristige akademische Karriere absolviert. Er arbeitet in den Jahren 1923/24 in
Heft
(2023) 116
Seite
141
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