Heft 
(2024) 117
Seite
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Sieben unbekannte Fontane-Briefe aus einer privaten Sammlung  Möller 35 haben:»Sehr schön, lieber Sternfeld, aber von wem ist der Text?« 4 Um wel­ches Gedicht Fontanes es sich handelte, ist nicht bekannt. Wiederholt bedankte sich Fontane bei Sternfeld für Büchersendungen. Am 8. August 1895 äußerte er sich über Treitschkes Festrede zum Jubiläum des Deutsch -Französischen Krieges an der Königlichen Universität, 5 die Sternfeld ihm geschickt hatte, mit größter Anerkennung. Bei der Lektüre habe er seinen»Tag von Damaskus « 6 erlebt. Fontane kannte auch einige Fa­milienangehörige Sternfelds. Im Februar 1895 stellte ihm dieser seine Ver­lobte vor. Am 14. Juni 1896 berichtet Fontane seiner Tochter Martha von einer Verabredung zum Kaffee mit Sternfelds Schwester, die immer mit ei­nem Roman von ihm»bewaffnet« sei;»heute früh holte sie einen aus dem Strickbeutel«. 7 Sternfeld war ein begeisterter Wagneranhänger, er hatte den berühm­ten Komponisten persönlich kennengelernt. Heinrich Spiero berichtete in seinem Nachruf:»Niemand wird die Stunden vergessen, in denen er zuerst, die Hände auf dem Rücken, frei über Wagners Werke sprach, um sie dann, wiederum frei aus dem Gedächtnis, mit meisterlicher Beherrschung am Flügel zu erläutern.« 8 Als Hans von Bülow starb, hielt Sternfeld bei der Ge­dächtnisfeier des Wagner-Vereins in Berlin am 22. März 1894 eine Gedenk­rede, die später in Leipzig im Verlag von Ernst Wilhelm Fritzsch erschien. Am 17. Oktober 1894 bedankte sich Fontane bei Sternfeld für die Zusen­dung dieser Broschüre, in der allerdings nichts stand von der bemerkens­werten persönlichen Verbindung zwischen Bülow und Wagner . Bülow , 1830 in Dresden geboren, war als Klaviervirtuose, Dirigent und Kapell­meister ein Weltstar. Auch seine Kompositionen wurden erfolgreich aufge­führt. Zu seinen Schülern zählen die berühmten Pianisten Arthur Rubin­ stein und Wilhelm Kempff . Seit 1857 war er mit Cosima Liszt verheiratet. Aus dieser Ehe stammten Daniela von Bülow (1860–1940) und Blandine von Bülow(1863–1941). Isolde von Bülow (1865–1919) und Eva von Bülow (1867– 1942), die Töchter von Richard Wagner , die Cosima während ihrer Ehe mit Bülow zur Welt brachte, erkannte Bülow als eigene Kinder an. Nachdem die Ehe 1870 geschieden wurde, heiratete Cosima Wagner . Bülow starb 1894 in Kairo an einem Gehirntumor. Die Trauerfeier in der Hamburger Michaelis­kirche inspirierte Gustav Mahler zum Schlusssatz seiner 2. Sinfonie. Fontane hatte sich wiederholt in seinen Arbeiten mit Angehörigen der Familie von Bülow befasst, u. a. in seinem Roman Schach von Wuthenow . Welches Projekt Fontane im Oktober 1894 beschäftigte und wen aus der weitverzweigten Familie Martha Fontane wiederholt besuchte, ist nicht be­kannt.