Heft 
(2024) 117
Seite
38
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38 Fontane Blätter 117 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes gebildet, fleißig, klar und gute Stilisten« und»all den andern, die ich kenne, literarisch, ganz gewiß aber in den landesüblichen Umgangsformen über­legen«. Dass sie jung seien, könne man ihnen nicht zum Vorwurf machen. »Tieck , Platen, Schlegels, Fichte, Schopenhauer waren alle blutjung, als sie kritisch vom Leder zogen.« 17 Fontane teilte Brahm auch mit, welche Gedanken er sich über dessen weitere berufliche Entwicklung gemacht hatte. Er hielt ihn für einen würdi­gen Nachfolger von Karl Frenzel (1827–1914), den Theaterreferenten der Deutschen Rundschau, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 1874 zum ein­flussreichsten Literaturjournal in Deutschland entwickelt hatte. Auch das zeigt, wie sehr Fontane Brahm schätzte. Der Brief Fontanes an Otto Brahm vom 27. März 1883 war merkwürdi­gerweise Teil des Angebots, als der Nachlass Fontanes am 9. Oktober 1933 durch das Berliner Auktionshaus Hellmut Meyer& Ernst versteigert wur­de. Er wurde in Los 547 als Einzelstück beschrieben, der Zusammenhang ist allerdings nicht korrekt dargestellt. In der Beschreibung heißt es, Brahm habe anscheinend»mit einigen Theaterkritikern eine scharfe Kontroversen [!] gehabt«. 18 Der Erwerber war ein nicht identifizierter Kunde des Aukti­onshauses namens Mylius, der offenbar kein spezielles Fontane-Interesse hatte. Er erwarb nicht nur die Lose 547, 554 und 590 aus dem Nachlass Fon­tanes, sondern bot auch, mehrfach erfolgreich, auf eine Reihe von Losen der anderen Abteilungen des Katalogs. 19 4. Theodor Fontane an Unbekannt, Berlin , 6. August 1868 Dieser Brief ist offenbar an einen Kollegen, Schriftsteller oder Journalisten gerichtet, der eine durch Fontane vermittelte Rezension geschrieben hat, vielleicht für die Kreuz-Zeitung, wo Dr. Tuiskon Beutner von 1854 bis 1872 Chefredakteur war. Der Zusammenhang konnte leider nicht ermittelt wer­den. 5. Theodor Fontane an Julius Stettenheim , Krummhübel , 8. Juli 1885 Der Journalist und Schriftsteller Julius Stettenheim (1831–1916) gehörte zu den bekanntesten deutschen Humoristen des 19. Jahrhunderts. 20 Er war der Redakteur der Zeitschrift Das humoristische Deutschland , die von 1885 bis 1895 erschien, zunächst im Verlag von Wilhelm Spemann , später übernahm S. Fischer das Periodikum. Das Rundschreiben Spemanns, mit dem der Verleger die Autoren zur Mitarbeit einlud, und die persönlichen Begleitzei­len, mit denen Stettenheim dieses Schreiben an Fontane geschickt hatte, sind nicht bekannt. Am 25. September 1885 21 gelangte die erste Nummer zur Ausgabe, in deren Geleitwort Stettenheim das Konzept der Zeitschrift erklärte:»Das ›Humoristische Deutschland‹ soll ein gegen alle Trivialität und gegen alles Gezänke der politischen und religiösen Parteien abge­schlossenes Reich des Humors werden. Es soll die schönen Kräfte, über