Heft 
(2024) 117
Seite
70
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70 Fontane Blätter 117 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte ernannte man ihn, unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst, zum Kom­mandanten von Weichselmünde; am 2. April wurde ihm gestattet, die Uni­form des Kaiser Franz Grenadier-Regiments beizubehalten, außerdem soll­te er bei demselben als aggregiert geführt werden. 29 Anscheinend gibt es hier also Widersprüche zu Fontanes Darstellung und übrigens auch zur Fontane -Chronik für den 1. April 1844. 30 In letzterer ist zu lesen:»[E]r[Fontane ] meldet sich bei Bataillonskommandeur Major ­Wilhelm von Wnuck in der Kaserne[]; bereits zum 1. 4. 44 wird Wnuck von Major Ferdinand Freiherr von Ledebur, einem Bruder des später mit Fontane bekannten Leopold von Ledebur , abgelöst«. Klären wir zunächst den Begriff»aggregirt«. Ein zeitgenössisches Militärlexikon 31 führt dazu aus:»Aggregiren ist das Zutheilen eines Offzs. etc. behufs Dienstleistung zu einem Truppentheil, ohne ihn in dessen Etat einzustellen. Die Besoldung muss also in anderer Weise geregelt werden.« Und in einem Konversations­lexikon des ausgehenden 19. Jahrhunderts heißt es dazu:»Aggregieren (lat.), zugesellen; militärisch: einem Truppenkörper, in dem bereits die etatsmäßigen Offizierstellen besetzt sind, Offiziere als überzählig zuteilen. Der aggregierte Offizier genießt in der Regel das volle Gehalt seiner Charge und trägt die Uniform des Truppenteils.« 32 In Wnucks Fall war es so, dass dieser auch als Kommandant von Weichselmünde dem Kaiser Franz Grena­dier-Regiment aggregiert blieb; offensichtlich ist also daraus nicht die An­wesenheit des Betreffenden im Truppenteil abzuleiten, so dass die Frage, wie lange er tatsächlich noch beim Bataillon verblieb, ungeklärt bleibt. Der geschilderte Antrittsbesuch Fontanes bei seinem Bataillonskom­mandeur von Wnuck 33 dürfte schon vor Fontanes Dienstantritt am 1. April 1844 gemacht worden sein(vielleicht sogar im Oktober 1843; s. o.). Es ist wohl anzunehmen, dass das Einkleiden, auf das im Weiteren noch näher eingegangen werden soll, einen gewissen Zeitvorlauf erforderte und Fonta­ne auch deshalb schon vorher in die Kaserne ging. Damit wäre erklärbar, dass Wnuck bei Fontanes Besuch als Bataillonskommandeur fungierte, al­lerdings nicht mit dem Dienstgrad Major, sondern Oberst-Lieutenant. Viel­leicht verblieb dieser aber noch einige Zeit in seiner bisherigen Dienststel­lung, bis er seine neue Stelle als Kommandeur von Weichselmünde antrat. Sein dortiger Vorgänger, Oberst von Wegern, hatte am 14. März d. J. seine Abschiedsbewilligung erhalten, 34 was nicht ausschließt, dass die Übergabe an seinen Nachfolger nicht sofort erfolgte. Denn alle Datumsangaben in den damaligen Veröffentlichungen zu den Veränderungen in der Armee be­ziehen sich offensichtlich auf den jeweiligen Erlass, nicht jedoch auf dessen Vollzug. Als Bataillonskommandeur abgelöst wurde Oberst von Wnuck durch Major von Geusau; der von Fontane als Nachfolger Wnucks bezeichnete Le­debur 35 (die Beförderung des vormaligen Hauptmanns war gerade erst am 30. März erfolgt 36 ) fungierte 1844 und 1845 als Stabsoffizier des egiments. 37