Fontanes Militärzeit Druschke 73 Das Innere der Kaserne in der Neuen Friedrichstraße ist, außer den eher auf die Einrichtung der Räume bezogenen Beschreibungen von Lepels Kasernenwohnung, 48 für Fontane nicht erzählenswert. Er selbst musste wohl nur selten in der Kaserne übernachten; zu Beginn seiner Dienstzeit wohnte er in der Klosterstraße 64, zwei Treppen hoch(»schlechte Wohnung«), 49 zog aber im Herbst 1844 in die Jüdenstraße 55 um. 50 Auch zu seiner Uniformierung schweigt der Schriftsteller. Dazu mag beigetragen haben, dass sein ehemaliges Regiment zu Ende des 19. Jahrhunderts, als Fontane seine Jugenderinnerungen niederschrieb(und noch bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914), weiter die bis dahin nur leicht veränderte Uniform trug und diese somit seinen Zeitgenossen bekannt sein durfte. – Wie können wir uns nun den etwa 25-jährigen Fontane in Uniform vorstellen? In Wikipedia findet sich dazu im Artikel Kaiser Franz GardeGrenadier-Regiment Nr. 2 unter»Abzeichen an der Uniform«(siehe Anm. 47) Folgendes: Das Kaiser-Franz-Regiment trug einen blauen Rock mit ponceaurotem Kragen, die Schulterklappen waren ebenfalls ponceaurot mit Namenszug aus gelber Kordel(Namenszug des Kaisers Franz I. von Österreich , darüber die österreichische Kaiserkrone). Die Waffenröcke hatten brandenburgische Aufschläge mit dunkelblauen Patten und drei waagerechten Litzen. Am Helm wurde der Gardeadler mit Stern getragen; zu Paraden wurde ein weißer Helmbusch angelegt, das Füsilier-Bataillon legte einen schwarzen Helmbusch an. Dies deckt sich auch mit den Angaben in Knötels Uniformkunde von 1896. 51 Gorszkowki schreibt zur Uniformierung:»[I]m September 1843[erhielt] die ganze Armee eine neue Bekleidung, bestehend in Waffenrock und Helm […].« 52 Die damalige Uniformierung gibt eine zeitgenössische Darstellung aus dem Jahre 1845 wieder(siehe Abb. 2), 53 auf der zwei Soldaten – ein Grenadier(weißer Helmbusch und weißes Lederzeug) des Regiments Kaiser Franz (rote Achselklappen mit gelbem Namenszug) und ein Füsilier (schwarzer Helmbusch und schwarzes Lederzeug) des Regiments Kaiser Alexander(weiße Achselklappen mit rotem Namenszug) – in Paradeuniformen zu sehen sind. Beide Regimenter bildeten, gemeinsam mit dem GardeSchützen-Bataillon, die 2. Garde-Infanterie-Brigade des Garde-Corps. Auf der Abbildung sind die vorbeschriebenen Uniformdetails gut zu erkennen, weiterhin Helmbüsche(aus Rosshaar), die zur Parade, beim Wachdienst an Sonn- und Festtagen sowie bestimmten anderen besonderen Anlässen getragen wurden. Die Soldaten sind in weißer Hose(zu tragen vom 1. Mai bis 1. Oktober, ansonsten graue Hosen mit roten Biesen), ihrem Lederzeug über dem Waffenrock sowie Tornister mit aufgeschnalltem Mantel dargestellt. Der Helm(aus Büffelleder, nur Spitze, Emblem und Schuppenkette aus Metall) hatte anfangs noch eine hohe Glocke und bekam erst spä-
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(2024) 117
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