76 Fontane Blätter 117 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte hende Einfassung der Achselklappen«. 55 Auch Fontane erwähnt diese von ihm als»Achselschnur« 56 bezeichnete Kennzeichnung in seinen Memoiren. Witzleben führt weiter aus: Was die Bekleidung anbetrifft, so beschaffen sich die Freiwilligen dieselben selbst, oder was allgemein gebräuchlich, die Freiwilligen bezahlen dem Truppentheil die Etatspreise und erhalten dafür die erforderlichen Montirungsstücke neu angefertigt. Waffen und Armaturstücke, Gewehr, Säbel, Tasche, Lederzeug, Tornister werden den Freiwilligen unentgeldlich geliefert, doch müssen sie die während ihrer Dienstzeit etwaigen Reparaturen selbst bezahlen, oder einen Durchschnittspreis dafür entrichten, welcher 22 Sgr. 6 Pf. betragen dürfte. 57 Hier waren also vor allem die Eltern finanziell in der Pflicht, sofern nicht auf persönliche Rücklagen zurückgegriffen werden konnte, die man bei Fonta ne wohl nicht vermuten kann. Einen Beleg für seine prekären Verhältnisse liefert die Schilderung seines dürftigen, halb zivilen, halb militärischen Anzugs auf der ersten Englandreise. 58 Dem Vater Fontanes mit seinen notorischen Geldsorgen wird die militärische Ausstattung seines ältesten Sohnes wohl einige Anstrengungen abverlangt haben. – Doch wenden wir uns wieder Fontanes Schilderungen zu. Fontane schwärmt noch nach 50 Jahren von seinem Kompaniechef:»Mein Hauptmann, sechste Kompanie, war eine Seele von Mann.« 59 Dass er dessen Namen nicht nennt, ist wohl in dem begründet, was Fontane sonst noch über ihn berichtet. Da ist zum einen die sich gleich an den obigen Satz anschließende Anekdote, in der sein Hauptmann während den Befreiungskriegen (1813–15) nicht gerade als Held glänzt und seine Bemerkung»Solche Geschichten[über ihn] wurden viel erzählt«; zum anderen seine Schilderung der Kritik des Bataillonskommandeurs an seinem Hauptmann. 60 Fontane schildert seinen Kompaniechef als warmherzig und verständnisvoll. Wer war nun dieser Hauptmann? Der Fontane-Chronik 61 entnehmen wir für den Tag von Fontanes Militäreintritt(1. April 1844) dazu:»F.s Hauptmann ist Emil Freiherr von Schleinitz.« 62 – Wie schon oben angemerkt, überlieferte L. von Puttkamer auch die Rangliste für das Jahr 1844. 63 Als Hauptleute des II. Bataillons sind hier aufgeführt: von Sydow, Frhr. von Schleinitz, von Garn und von Lenz. – Eine Liste des Offizierskorps für das Jahr 1848 von C. von Gorszkowki 64 zeigt: Das II. Bataillon wird nun(seit 1847; s. o.) tatsächlich von Major von Ledebur kommandiert. Als Hauptleute des Bataillons sind aufgeführt: von Lenz(5. Compagnie), von Röder(6. Compagnie), von Kathen(7. Compagnie) und von Witzleben – der o. g. Militärschriftsteller und spätere General(8. Compagnie, in der sich übrigens nunmehr auch Fontanes Freund, Seconde-Lieutenant von Lepel wiederfindet, welcher 1844 – wie Fontane – der 6. Compagnie angehörte). Lenz ist also Kompaniechef geblieben; aus dem Regiment ausgeschieden sind inzwischen die Hauptleute von Sydow, Frhr. von Schleinitz und von Garn. – Nach dem, was
Heft  
(2024) 117
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76
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