Heft 
(2024) 117
Seite
80
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80 Fontane Blätter 117 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte ge detachirte Wachen thun./ Während der Zeit, wo die Freiwilligen den Dienst in der Compagnie thun, werden sie von dem etc. Offizier beauf­sichtigt, und erhalten von ihm theoretischen und praktischen Unter­richt, der sich in dem 2. Vierteljahr auf die Pflichten des Unteroffiziers, sowohl im Inneren- als im Felddienst beschränkt, während in der letz­ten Hälfte der Dienstzeit mit denselben die Pflichten des Subaltern-Offi­ziers, und die Behandlung der Untergebenen, namentlich in Bezug auf die Landwehr durchgegangen werden. Außerdem müssen sie im Zug­führen geübt, mit dem Tirailliren sowie mit dem Felddienst vertraut ge­macht werden. 79 Welche Kenntnisse für die Einjährig-Freiwilligen unbedingt erforderlich waren, hat Witzleben auf einer Buchseite zusammengefasst(siehe Abb. 3). Fontane erzählt uns in Von Zwanzig bis Dreißig hauptsächlich von den Wachdiensten.»Eine bestimmte Zahl von Wachen war für jeden Freiwilli­gen vorgeschrieben[].« Militärische Wachen wurden am und im Königli­chen Schloss, vor Wohnsitzen hochgestellter Personen als Ehrenwachen , vor Gebäuden der Administration und an den Stadttoren als Sicher­heitswachen, ausgestellt, außerdem natürlich»auf der Königswache«, dem 1818 von Karl Friedrich Schinkel erbauten Gebäude der Berliner Neuen Wache Unter den Linden, links neben dem Zeughaus. Von hier aus zogen die Schlosswache, aber auch andere Wachtposten für Gebäude in der Nähe (z. B. das Gouverneurshaus) auf ihre Posten. Das 1844/45 noch im Original­zustand befindliche Gebäudeinnere der Neuen Wache bestand ursprüng­lich aus dem Vorzimmer, der Wachstube, der Offizierstube, dem Arrestzim­mer und mehreren Nebenzimmern um einen Innenhof. Die fünfachsige Hauptfassade unter dem dorischen Säulenportikus zu den Linden gliederte sich in ein mittiges Portal und jeweils zwei seitliche Fenster. 80 Fontane hat in seinem ersten England-Reisebericht 81 die Zustände in der dortigen Wachstube sehr lebhaft beschrieben: In der Wachstube sahs so bunt aus, wies die wunderbar zusammenge­flickte Besatzung mit sich brachte. Weinflaschen, französische Karten, Gedichte von Thomas Moore und perlengestickte Geldbörsen lagen in friedlicher Gemeinschaft mit der dritten Verdünnung Berliner Weiß­biers, Wachschmökern und schweinsblasenen Tabaksbeuteln;[] ich aber ritt auf einer Holzbank und seufzte, vergeblich eine Lehne suchend, »Sofa, wo bist du!«. Ich blickte mich um, gewahrte eine Pritsche, dies Marterwerkzeug jedes wohlkonditionierten Hinterteils, dies Überbleib­sel aus den Zeiten der Tortur, und seufzte schwerer denn zuvor.»Raus!« schrie urplötzlich der vorm Gewehr wachestehende Schneider. Die Whistkarten fielen unter den Tisch, so hastig sprang alles auf; mein Nachbar trat mich auf den großen Zeh.»Au!« schrie ich im Hinauslau­fen;»entschuldigen Sie!« hieß es von seiner,»hol Sie der Teufel!« von meiner Seite, und eh wir uns weiter unterhalten konnten, standen wir