122 Fontane Blätter 117 Freie Formen Geschriebene unter die scharfe Lupe zu nehmen« begonnen hätte(29.11.06), beginnt sie schließlich zu akzeptieren, dass die Fan-Gemeinde Fontane eben ein bisschen anders liest als die Literaturwissenschaft. Eine engagierte, großartige Frau, und ich bin dankbar, dass ich mit diesem»auch-Nachkommen des Dichters«, wie sie am 19. Juni 2004 verschmitzt formuliert, so ausgiebig und streitbar herkömmliche Briefe wechseln konnte(keine Emails) und dass wir bei allen Meinungsverschiedenheiten stets in schönmenschlichem Ton miteinander umgegangen sind. Ich war sehr gerührt, als sie am 28. November 2002 schrieb:»Sehr geehrter, lieber Doktor Erler, eigentlich hätte ich auch FREUND schreiben können, denn so war mir beim Lesen Ihres freundlichen Briefes zumute.« Und es kommt etwas Bemerkenswertes hinzu: Diese passionierte Epistolographin steckte jeweils kalligraphische Meisterwerke in den Umschlag! Ihre Briefe sind in einer so beeindruckenden Handschrift geschrieben, dass ich irrtümlich davon ausging, sie sei Grafikerin oder etwas Ähnliches gewesen. Jeder Brief ist übrigens an der oberen linken Ecke mit einem Bildchen geschmückt: einem Foto, einer Abbildung oder einem kleinen Kunstwerk aus getrockneten Blumen oder Gräsern. Unter all diesen Papieren ist mir ein Blatt besonders wertvoll: Beate Saggerer hat Fontanes prophetisches Gedicht Das Trauerspiel von Afghanistan (aus dem Jahre 1858!) eigenhändig abgeschrieben und mir aus aktuellem Anlass im Herbst 2001 geschickt.
Heft  
(2024) 117
Seite
122
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