132 Fontane Blätter 117 Rezensionen eher der durchaus disparate Charakter der einzelnen Kapitel, der von gelungener Überblicksdarstellung der Geschichte des Berliner Zweigvereins über biografische Einzelstudien bis hin zum kommentierten Quellenabdruck reicht. Nichts, was entdeckt wurde, so hat man den Eindruck, sollte verloren gehen und wurde daher auch dann aufgenommen, wenn die Dokumente im Einzelfall nicht besonders aussagekräftig erscheinen. Forschungsbericht in einem anderen Sinne ist der Band jedoch insofern, als die Verfasser ihre Leserinnen und Leser an den eigenen Forschungswegen sehr detailliert teilhaben lassen, die einzelnen Schritte und manchmal auch Sackgassen des Vorgehens nachvollziehbar machen, bis hin zu den Kriterien, nach denen die Personen über die»Destinatäre« ausgewählt wurden (vgl. S. 33 f.). Nicht recht nachvollziehbar ist dagegen, warum das Kapitel 7 (S. 207–228), das wichtige allgemeine Informationen zur Deutschen Schillerstiftung als ›Dachverein‹ bringt, nicht an den Anfang gestellt wurde. Platziert zwischen den Kapiteln über die»Aktivitäten zur Mitgliederwerbung und zum Fundraising« des Berliner Zweigvereins(S. 175–206) sowie dem Abschnitt zu seinen»Destinatären«(S. 229–496) unterbricht dies den Fokus auf den ›Zweigverein‹ unnötig. Überhaupt hat man an einigen Stellen den Eindruck, dass einige Kapitel unabhängig von anderen entstanden sind und manches an Informationen ausbreiten, was man zuvor schon gelesen hat. Solche Redundanzen finden sich bisweilen auf recht engem Raum(siehe z. B. S. 42 f. und dann noch einmal S. 45 zur Rolle von Julius Pabst im Berliner Zweigverein), aber auch auf Kapitelebene. So beginnt beispielsweise das Kapitel 7 mit einem Abriss der Geschichte der Deutschen Schillerstiftung und muss manches noch einmal sagen, was bis zu diesem Punkt an anderer Stelle schon gesagt war. Allerdings hat das den Vorteil, dass die einzelnen Kapitel des immerhin mehr als 700 Seiten umfassenden Bandes auch separat gelesen werden können. Man hat es bei diesem Band also insgesamt mit einer Addition verschiedener eher darstellender und eher dokumentierender Kapitel zu tun, eine latente Unentschiedenheit, die sich auch im zweiteiligen Titel fortsetzt. Während der Haupttitel mit seinem lockeren»Schmalhansküchenmeisterstudien versus Petitionsschriftstellerei« den Rezensenten ob des»versus« auch noch nach der Lektüre des Bandes ratlos zurücklässt(was an diesem liegen mag), trifft der Untertitel( Theodor Fontane und der Berliner Zweigverein der Deutschen Schillerstiftung ) die Sache deutlich besser. Schließlich ist auch das 18-seitige Inhaltsverzeichnis des Bandes ein Indiz für die Kleinteiligkeit, zugunsten derer auf einen zusammenhaltenden und die Leserinnen und Leser mitnehmenden großen Bogen verzichtet wurde. Doch ungeachtet dieser Monita, zu denen an einigen Stellen der Einleitung noch der wenig respektvolle Umgang mit der bereits vorliegenden Forschung gehört, der doch immerhin das Verdienst gebührt, das Thema ›Fon tane und die Schillerstiftung‹ allererst in den Blick gerückt zu haben, ist es
Heft  
(2024) 117
Seite
132
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