Schmalhansküchenmeisterstudien versus Petitionsschriftstellerei Parr 133 Weigert/Möller gelungen, Theodor Fontanes vielfältige und in der Summe durchaus umfangreiche Tätigkeit als Mitglied des Berliner Zweigvereins der Deutschen Schillerstiftung erstmals in ihrem ganzen Umfang darzustellen und zu zeigen, dass sein Einfluss auf den Zweigverein sehr viel größer war, als seine in den ersten Jahren wenig formale Stellung darin vermuten lässt. Weiter haben die Verfasser durch die erschlossenen und edierten Dokumente den Weg für vielfältige Anschlussforschungen geöffnet. So ließe sich jetzt beispielsweise das soziale Spektrum sowohl der Trägerschaft(Mitglieder) des Zweigvereins wie dasjenige der Destinatäre rekonstruieren und nach Mustern der Bewilligung bzw. Ablehnung von Anträgen suchen, dies sogar für einzelne synchrone Schnitte, die geeignet sind, Entwicklungen bzw. Einschnitte aufzuzeigen. Für alle, die sich in Zukunft mit dem Berliner Zweigverein der Deutschen Schillerstiftung oder Fontanes Rolle darin beschäftigen wollen, haben Weigert/Möller ein Kompendium vorgelegt, das von nun an zu Rate gezogen werden kann und muss. Wer sich jemals mit Zusammenschlüssen von Literaten welcher Art auch immer beschäftigt hat, der weiß, welchen Aufwand es bedeutet, ein virtuelles Vereinsarchiv allererst aus diversen Quellen erstellen zu müssen, ehe an Auswertung und dann Darstellung überhaupt zu denken ist. Darüber hinaus haben die beiden Verfasser ein Modell entwickelt, nach dem in ähnlicher Form auch die Tätigkeit anderer Zweigvereine aufgearbeitet werden kann. Denn erst so, wie Weigert/Möller vorgegangen sind, nämlich von der Berliner Filiale zum Zentralverein, wird man – auch das ist ein wichtiges Ergebnis ihrer mitunter detektivischen Forschungs-Kärrnerarbeit – zu einer Gesamtdarstellung des Wirkens der Deutschen Schillergesellschaft und ihrer Zweigvereine gelangen können. Was man sich als heutiger Leser noch wünschen würde, das wären für zukünftige Studien dieser Art, Hinweise auf die Kaufkraft, welche die zunächst noch in Talern, dann in Mark ausgezahlten Donationen besaßen. Waren 600 M. im Jahr 1888 eine bedeutende Summe oder eher eine momentane Nothilfe? Rolf Parr
Heft  
(2024) 117
Seite
133
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