Heft 
(2024) 118
Seite
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Emilie Fontanes autobiographische Novelle  Möller 23 ­Friedrich Fontane fügte später mit Bleistift am Kopf des ersten Blattes eine Erklärung hinzu:»Selbsbiogr[aphie]. von Th. F.s Frau Emilie«. 11 Auch der Vermerk»ist getippt!« stammt von ihm. Die römische Nummerierung VI rührt aber offenbar von anderer Hand her. Sie bezieht sich auf die Gliede­rung der Sammlung von Julius Petersen . Der Verbleib der erwähnten Schreibmaschinen-Abschrift ist nicht be­kannt. Zu den Quellen der 1937 von Hermann Fricke veröffentlichten Biogra­phie Emilie Fontanes gehören nicht näher beschriebene Notizen sowie»eine von Friedrich Fontane berichtigte und ergänzte Fassung der Selbstbiogra­phie« 12 Emilie Fontanes. Fricke hat also die Abschrift und weiteres Material benutzen können, das Friedrich Fontane ihm vermutlich für seine Arbeit überließ. Seine Darstellung der Kinder- und Jugendjahre von Emilie Fonta­ ne , die zunächst eng an die Selbstbiographie angelehnt ist, geht geringfügig über den in der Handschrift geschilderten Zeitraum hinaus. Die Absätze über Emilies Leben im Haus ihrer Halbschwester Marie Fels in Liegnitz könnten auf die heute verschollenen Notizen und Ergänzungen zurückge­hen. Deshalb soll die sich unmittelbar an die Beschreibung der Hochzeit von Karl Wilhelm Kummer mit Bertha Kinne anschließende Passage aus Frickes Biographie hier ausführlich zitiert werden: Für Emilie ward diese Zeit besonders bedeutungsvoll, weil sie jetzt durch die Hand der eigenen Mutter wieder in den Kreis ihrer wirklichen Fami­lie zurückgeführt wurde. Therese Rouanet hatte im Jahre 1842 den Oberförster Triepke 13 geheira­tet und lebte nun auf der Försterei Dammersdorf bei Liegnitz . Dieser Oberförster, mit dem Therese in den späteren Briefen Emilies und Theodor Fontanes immer»Mutter Triepke« genannt noch bis zu sei­nem Tode im Jahre 1857 eine recht glückliche Ehe führte, war ein präch­tiger Mann, der zweifellos auch alles Verständnis für die zwiespältige Lage hatte, in der sich die Tochter seiner Frau befand. Reife, aufrechte und ehrliche Menschen fanden so den einfachen und natürlichen Weg, für Emilie eine Jungmädchenzeit zu schaffen, die sie aus dem Zwiespäl­tigen und Unausgesprochenen ihres bisherigen Daseins heraushob. Die neue Ehe des Rates Kummer, der mit seiner Herrnhuterin in die Dresdener Heimat zurückkehren wollte, mochte einen guten Anlaß bie­ten. Zweifellos hat auch die neue Frau Kummers aus ihrer Herrnhuti­schen Gesinnung heraus ein sehr herzliches Mitgefühl mit der verfahre­nen Daseinslage Emiliens gehabt und dazu mitgewirkt, daß trotz des alten Adoptionsvertrages die weitere Daseinsfürsorge für Emilie auf eine ganz neue Grundlage gestellt wurde. Therese Rouanet hatte noch zwei Halbschwestern und einen Halbbru­der. 14 Die eine der Schwestern hatte einen preußischen Offizier v. Below geheiratet, der mit seiner Truppe in Ludwigslust garnisonierte; die ande­re war mit einem Oberstabsarzt Fels verheiratet, der in Liegnitz seinen