Heft 
(2024) 118
Seite
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Andreas Sommer und der Patriotische Verein Fischer 103 könnte auch Merckels Beteiligung an der Überreichung der Denkschrift zunächst an die Zweite, sodann an die Erste Kammer des Preußischen Ab­geordnetenhauses sprechen: Im Namen der Mitglieder des patriotischen Vereines zu Berlin und für sich überreichen unter dem 1. Oktober[1849] die Herren Mathis, C. Hardt, Dr. R. Köpke, von Merckel, Dr. Andreas Sommer eine Denkschrift jenes Vereins in Betreff der von der zweiten Kammer ausgeführten Re­vision der Artikel 98, 99 und 108 der Verfassung vom 5. Dezember 1848, in welcher der Verein seine Ueberzeugung von der rechtlichen Grundlo­sigkeit und der verderblichen Wirksamkeit des durch die Beschlüsse der zweiten Kammer beanspruchten Steuer-Verweigerungs-Rechts aus­spricht. 26 Auch darf man andere gereimte und ungereimte Kundgaben Merckels un­ter den vom Patriotischen Verein genutzten appellativen und argumentati­ven Textsorten vermuten: Keine Form der Darstellung blieb unversucht. Feierliche Ansprachen an das Volk wechselten mit launigen Briefen, trockene Abhandlungen mit frischen singbaren Liedern. Tag für Tag wurden im Sommer und Herbst 1848 solche Flugschriften gedruckt; von manchen sind 100.000 Exemp­lare verbreitet worden. 27 In der als Fliegende Blätter betitelten Folge von Einblattdrucken vertrieb der Patriotische Verein Merckels nach der Melodie»Mein Herr Maler, will er wohl« ebenso»frisch singbares« Demokratenlied mit dem bekannten Schlussvers»Gegen Demokraten / Helfen nur Soldaten!« 28 Von demselben Geist zehrten und zeugten Andreas Sommers Sätze bei der Wahlagitation Anfang Juli 1849: Die Demokratie zur Volksvertreterin machen, heißt allen Interessen des Volks den Tod geben, heißt die Auflösung ans Ruder des Staats stellen, heißt Feuer unter den Thron legen. Also auf, Ihr Alle, die Ihr es mit Kö­nig und Vaterland wohl meint, wählt, wählt, wählt aber keinen Linken, keinen Demokraten, keinen Königsfeind! 29 Die Mitgliedschaft im selben Patriotischen Verein kam nicht von ungefähr. Vor dem hier nur angedeuteten Hintergrund dürfte klar geworden sein, dass Merckels publizistisches Engagement 1848/49 nicht isoliert betrachtet werden kann. Es ist Teil einer größeren Medienkampagne mit abgestimm­ten Mitteln und Zielen, was aber die ›persönliche Handschrift‹ keineswegs ausschließt. Auch dafür ein Beispiel aus dem Jahr 1848. Abgesehen von seiner zeitweiligen»Vorsteher«-Rolle hatte Merckel persönliche Auftritte im Patriotischen Verein und seinen Versammlungen. Dabei erfreute er sich des lebhaften Zuspruchs zahlreicher Gesinnungsgenossen, als der Verein Anfang Oktober 1848 verwandte Vereine zu einer Generalversammlung nach Berlin eingeladen hatte, auf der dann»Herr v. Merckel unter großem Beifall über das Wesen und die Bedeutung der Reaktion[sprach]. Auf den