Heft 
(2024) 118
Seite
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Andreas Sommer und der Patriotische Verein Fischer 107 Märzkämpfen»Im Selbstverlage des Verfassers: Lützower Wegstraße Nr. 11 / In Commission bei Wilh. Logier, Friedrichsstraße Nr. 161« Berliner Barri­kadenlieder von Dr. Andreas Sommer herausgekommen:»Erste Lieferung [es blieb bei dieser einen Lieferung], enthaltend: 1) die Vorrede, 2) den Pro­log unsere Zeit 3) die Barrikadennacht, 4) Barrikadenscenen, a. Macht des Vertrauens, b. Muth der Jugend, c. der Barrikadenphilosoph.« 46 Sommer tat ein Übriges und empfahl am 29. März 1848 seine eigenen Barrikadenlieder auf einem Werbeblatt. 47 Die»Vorrede« schwankte zwi­schen hohem und hohlem Pathos, kam vom Predigtton nicht ganz los: Die Berliner Barrikaden sind ein unvorhergesehenes und in den Folgen weltgeschichtliches Ereigniß, daß es schon darum der Mühe lohnt, sie für das Andenken der Mit- und Nachwelt auf alle Weise festzuhalten; aber nicht das Wunderbare und Weltgeschichtliche derselben habe ich mir vorzugsweise zur Darstellung gewählt; die edlen, großartigen, he­roischen Züge sind es, die ich verewigen möchte, verewigen in einer Form, die zum Herzen spricht, damit sie in Millionen den Widerklang fände und was in ihm Edles, Großartiges, Heroisches liegt, zur Wirk­samkeit zöge; denn, wahrlich! wenn irgend eine Zeit selbstverläugnen­der Größe bedarf, so ist es die unsrige. 48 Mit Letzterem wird schon einmal das Tor zum Herzen geöffnet, und allein darauf soll es ankommen in dieser weltbewegenden Zeit: auf das Gute, das Weckende, das Belebende, das Reinigende, das Kräftigende und natürlich nur innerlich Umgestaltende. Wir stehen an den Grenzmarken eines neuen Weltzustandes. Millionen hoffen, daß es ein besserer werden wird, als der bisherige war, aber Millionen vergessen, daß es zunächst nicht auf die äußere Form der Staatsverfassungen, sondern auf den inneren Gehalt aller Staatsange­hörigen ankommt. 49 So weit lagen die»Predigten« von März und Nachmärz nicht auseinander, nur haftete Barrikadenliedern per se der Ruch des Umstürzlerischen an. Ein Umstand wirkte daran sicherlich mit:»Andreas Sommer[] besang den Tod des jüdischen Philosophen Levin Weiss, der auf einer Barrikade in der Königstraße gefallen war(›Todt wird von der Barrikade weg der Philosoph getragen‹ etc.), ein Vorgang, der uns auch in einem lithographierten Bilde überliefert ist«, 50 wie Arend Buchholtz 1898 bemerkte. War der aus Danzig stammende Weiß ein»Märzgefallener«, so war es Sommer auf seine Weise auch. Der eine bezahlte die Verteidigung der Königstraße gegen die vom Schlossplatz anrückenden Truppen mit dem Leben, der andere ließ sich da­für bezahlen, dass er»in unzähligen Zeitungsartikeln die Revolution bekämpft[e]«. Die Barrikadenlieder hingen ihm gleichwohl noch eine ganze Weile an. Auf einem Plakat Erinnerungen an den 9monatl: Berliner Belagerungszu­stand, das auch als Maueranschlag nutzbar war, steht unter einer Personal-