Heft 
(2024) 118
Seite
108
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108 Fontane Blätter 118 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte karikatur mit dem Grenzpfahl links»Zur Democratie« und rechts»Zur Re­action« der Vers:»Die Barrikadenlieder machen großen Kommer,/ dem treubündlerischen Antreassommer.« 51 Sommer war inzwischen noch wei­ter nach rechts gerückt und dem monarchistischen Treubund(mit Gott) für König und Vaterland 52 beigetreten, so wie das aus dem Patriotischen Verein auch Direktor von Ledebur und der General Karl Friedrich von Selasinsky getan hatten. Der Keim dafür lag freilich schon im Patriotischen Verein, denn dieser betrachtete»die im Gesetze gegründete Stärke des König­thums als den zuverlässigsten Hort gegen die gefährlichsten Feinde: den Ehrgeiz und die Anarchie«. 53 In Treubund-Versammlungen wurde Merckels Germania deklamiert, aber auch sein Demokratenlied, Im Himmel sitzt der Alte Fritz und Vater Wrangel 54 wurden gemeinschaftlich gesungen; Som­mers Hymne kam mit eigener Komposition zur Aufführung: Wollen dem König die Treue halten Liebenden Herzens immerdar! Treue in jeder That entfalten, Wies bei den Vätern Sitte war, Treue dem König, Treue Ihm ewig! ::Treue beschwinget den Preußen-Aar.:: 55 Sommers Standbild des Hochseligen Königs Majestät Friedrich Wilhelms III im Thiergarten zu Berlin hebt mit den Versen an:»Im weißen Steingewande, auf festem Piedestal,/ Ein Hort dem Vaterlande noch im Gedächtnißmahl, / Steht mit dem Kranz der Liebe Held Friedrich Wilhelm da,/ Der seines Volkes Triebe nie treulos wanken sah.« 56 Damit die»Triebe« auf gar keinen Fall wieder»treulos« ins Wanken kamen, wurde dem»Standbild« noch eine ans Herz gehende Komposition von Carl Eduard Pax(1802–1867) beigege­ben. Seine Barrikadenlieder war der»Treue«-Hymniker aber immer noch nicht losgeworden, auch nach Eintritt in die Pressestelle nicht: Der bekannte Dichter der Barrikadenlieder, der geniale Andreas Som­mer klagt in der Vossischen Zeitung, daß die von ihm im Hennigschen Sommer garten arrangirte Vorstellung für die Veteranen aus Friedrichs II. Zeit leider nicht zahlreich besucht gewesen, und sein Wunsch einst­weilen noch ein frommer geblieben sei. O Seele, zage nicht, blieb auch dein Wunsch ein frommer! Bedenk, daß dieses stets das Loos des Schönen sei. In jedem Jahr, wenn erst die gute Zeit vorbei, Kömmt sicher nachgehinkt der Alte-Weiber-Sommer! 57 Dichter war Sommer nur in Maßen, der von Otto Friedrich Gruppe heraus­gegebene Deutsche Musen-Almanach brachte aus dem Tunnel für die Jahre 1851 bis 1855 regelmäßig Merckel- und ziemlich regelmäßg Eggers- sowie auch einige Heyse-, Kugler-, Lepel- und Hesekiel-Gedichte, aber nur einmal ein Gedicht von Sommer mit dem Titel Blauer Himmel. 58 Da er über alles und jedes schrieb, verdiente er sich in der Allgemeinen Medicinischen