114 Fontane Blätter 118 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte abgesehen, natürlich wieder die Demokraten schuld sein:»Aber er überschätzte seine Kraft; es gelang ihm nicht, diese 26000 bewaffneten und aufgeregten Menschen dem Einfluss der demokratischen Demagogen zu entziehen, und nach dem schmachvollen Zeughaussturm legte B. das Commando nieder.« 83 Wenn es ein durchgehendes Feindbild gab, dann war es die»Demokratie«, von Merckel über Sommer bis zu Blesson und Jähns. Louis Schneider , geeichter Royalist und 1848 Landwehr-Agitator, wertete Blessons zusammen mit Waldemar Baron von Wimpffen( Tunnel-Name: »Fouqué «) ins Leben gerufene Bürgerwehr-Zeitung als sicheres Indiz dafür, dass er,»so viel als damals überhaupt noch möglich war, in konservativem Sinne zu wirken suchte«. 84 Die militärpolitischen Kombattanten Schneider und Blesson 85 besetzten mit dem Soldaten-Freund und der Deutschen Wehr-Zeitung Scharnierstellen zwischen dem Tunnel und der Armee, so dass nicht nur Fontanes»Feldherrnlieder« durch den in hohen Auflagen verbreiteten Soldaten-Freund Publizität in militärischen Kreisen erlangten. Die Tunnelianer Scherenberg (»Cook«) und Schramm(»Hiob «) wurden der Wehr-Zeitung zufolge von Armeekreisen direkt auf ihren Schild gehoben. 86 Mit einem seiner politischen Lieder und einem bellizistischen Toast auf die Armee, ausgebracht auf einer großen Gemeinschaftsveranstaltung des Patriotischen Vereins und der Vaterländischen Gesellschaft, fand sich Merckel nicht zufällig in der WehrZeitung wieder. 87 Er sah sich auch mit einer seiner politischen Flugschriften von der»Militärpartei« gewürdigt. 88 Im»Militair-Literatur-Rapport« der Wehr-Zeitung wurden 1853 Gedichte Franz Brömels(»Tegnér«), George Hesekiels(»Claudius«), Ludwig Lessers(»Petrarca «), Merckels(»Immer mann «) und Heinrich Smidts(»Bürger«) begrüßt. 89 Auch»Preußens Helden v. Fontane « 90 fanden in der Wehr-Zeitung Widerhall. 9. Ausblick Vielleicht hat der Schluss noch einmal gezeigt, wie lohnend es sein kann, von einem politischen Verein des Jahres 1848 die Linien auszuziehen und dabei die parallele Mitgliedschaft in einem literarischen Verein nicht aus dem Auge zu verlieren. Bezieht man das politische und publizistische Umfeld mit ein, lassen sich tatsächlich mancherlei neue Einsichten gewinnen. Es befördert außerdem einen unbefangeneren Blick auf Personen und Situationen, wenn dieser nicht schon immer durch Fontanes Darstellung(die oft Selbstdarstellung ist) in eine bestimmte Richtung gelenkt wird. Denkbar wären weitere Erkundungen mit Rücksicht auf andere Organisationen und ihnen zugehörige Personen aus Fontanes Lebenskreisen. Diese können, müssen aber nicht vom Jahre 1848 ihren Ausgang nehmen, obwohl auch dort noch manches der Klärung bedarf. So sollte – um einen bereits kurz
Heft  
(2024) 118
Seite
114
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten
