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Oberflächenformen und geologischer Bau des Blattes
Die Länge des Oderbruches beträgt etwa 28 km, in der Breite tritt eine Verschmälerung nach NW. ein, so daß sie zwischen Seelow und Küstrin etwa 16 km und zwischen Freienwalde und Alt-Küstrinchen nur die Hälfte hiervon beträgt.
Das Dorf Letschin bildet ungefähr den Mittelpunkt der gesamten Niederung und man wird nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß gerade infolge dieser seiner günstigen Lage sich der Ort vor anderen im Oderbruche entwickelt hat. Zugleich bildete die Linie Letschin—Groß-Neuendorf—Ortwig die Grenze des sogenannten Ober-Oderbruches; das heißt: des Teiles der gesamten Niederung, dessen Besiedelung bereits in fernere Zeiten hinaufreicht, während in dem nunmehr beginnenden, unter dem Namen „Nieder-Oderbruch“ bekannten Teile nur wenige Ortschaften lagen, die überhaupt Ackerbau betreiben konnten. 1 ) Erst durch die Entwässerung am Ende des 18. Jahrhunderts konnte dieser Teil des Oderbruches einer erhöhteren Kultur zugeführt werden.
Die Oder war, wie die zahlreichen Reste alter Wasserläufe beweisen 2 ), früher mehr dem Westrande des Bruches genähert. Jetzt hat die Regelung des Stromlaufes ihr ein kürzeres und zugleich festes Bett angewiesen und zwar fast unmittelbar an dem entgegengesetzten Höhenrande.
Durch diese Verschiebung des Oderbettes nach 0. wurde die Höhenlage der Oder nicht unerheblich größer als früher, so daß infolge hiervon die Entwässerung des Oderbruches durch ein sehr bedeutendes, künstliches Grabennetz in der Richtung des alten, natürlichen Wasserlaufes erfolgen muß.
Mit Rücksicht hierauf kann auch auf dem vorliegenden Blatte von einer natürlichen Gliederung des Landes durch die Wasserläufe nicht die Rede sein, Wenn letztere auch im allgemeinen den Niederungen folgen, so zeigen doch anderseits schon die längs der Gräben gezeichneten Steilränder, daß man es mit künstlichen Bodeneinschnitten zu tun hat.
') Vergl. „Das Oderbruch“. Historische Skizze von Walter Christiani. Wriezen 1855. S. 11.
2 ) Yergl. die Meßtischblätter: Küstrin, Seelow, Neu-Trebbin, Neü-Lewin, Freienwalde und Oderberg.