Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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meist auf die frühen Worgenstunden. Die tägliche Periode der Windstärke ist bei heiterem, sonnigen: Wetter sehr ausgeprägt. Da die Vergleichbarkeit von Wind- stärken durchaus von der Höhe über dem Erdboden, welche das Anemometer auf- weist, abhängig ist, so ist es leider bis jetzt nicht möglich, die hier gemachten An­gaben mit denen anderer Orte zu vergleichen. Es ist kann: durchführbar, an allen Orten gleiche Verhältnisse herzustellen. Zur allgemeinen Würdigung der angeführten Zahlen sei erwähnt, daß das Schalenkreuz des Anemometers sich s,7 in über der Brüstung des Turmes und 33,5 in über dem Terrain -es Gymnasiums befand, in dessen Umgebung keine nur annähernd fo hohen Gegenstände vorhanden waren. Sowohl die mittlere Windstärke als auch die Sturmhäufigkeit nimmt mit der Am Näherung an die Aüste zu. Auch mit der höhe über dem Erdboden wäckßt die Windgeschwindigkeit bedeutend.

Was die Temperatur der Winde anbelangt, so sind im Winter Süd-, Südwest- und Westwinde als warm anzusehen, d. h. sie sind von Temperaturen über den: Wittel begleitet. Der Nordwestwind leitet die Abkühlung ein. Die Temperaturen entsprechen den Normalen. Bei Nord-, Nordost-, Ost- und Südostwinden dagegen pflegt die Temperatur meistens unter der Normalen zu liegen. Es sind dies also die eigentlich kalten Winde des Winters. Im Sommer dagegen sind Ost-, Südost-, Süd- und Südwestwinde warm, dagegen West-, Nordwest-, Nord- und Nordost­winde kühl. Die häufigste Windrichtung (im Winter Südwest, im Sommer West) ist also im Winter von Temperaturen über dem Wittel, im Sommer von solchen unter dem Wittel begleitet.

18 . Luftdruckverhältnisse.

Wit den Winden steht der Luftdruck im engsten Zusammenhänge. Betrachtet man nämlich die mittlere Luftdruck- und Windverteilung auf der Erde, so wird man das sogenannte Buys-Ballotsche Gesetz bestätigt finden. Der Luftdruck ist im Weeresniveau auf der Erde nicht überall gleich. Umschlossenen Gebieten hohen Luft­druckes, den sogenannten barometrischen Warimis, liegen umschlossene Gebiete niedrigen Luftdruckes (barometrische Winima oder Depressionen) gegenüber. Der Wind strömt nun stets, wie leicht verständlich, aus den Gebieten hohen Luftdruckes in die Gebiete niedrigen Luftdruckes hinein, und zwar hat auf der nördlichen halb­kugel der Beobachter, der den Wind im Rücken hat, den niedrigen Luftdruck stets zu seiner Linken, den hohen zu seiner Rechten. Da die Gebiete tiefen und hohen Luft­druckes in ihrer Lage fortwährenden Veränderungen unterliegen, so ändert sich mit ihnen die Windrichtung und somit dasWetter. Dies ist die wichtigste physikalische Grund­lage der wissenschaftlichen Wetterprognose. Wan nennt die Linien, welche die Orte gleichen Luftdruckes im Weeresniveau verbinden, Isobaren. Die Windstärke hängt nun in erster Reihe von den stärkeren oder schwächeren Gradienten ab, d. h. davon, ob der Luftdruck in einer bestimmten Richtung schneller oder langsamer abnimmt, ob also die Isobaren dichter oder weniger dicht beieinander liegen. Es ist verständlich, daß bei dichtgedrängten Isobaren der Luftaustausch sehr viel lebhafter vor sich gehen