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vorwärts, so drehen auch hier die Winde nach Südwesten, und es tritt eine Verschlechterung des Wetters ein. Im weiteren Osten ist bei dieser Wetterlage das Wetter natürlich noch beständiger. Auweilen, z. B. Ende Januar und Anfang Februar 189?, im Oktober s898 usw., ereignet es sich aber, daß die Depression nicht den gewöhnlichen weg einschlägt, sondern Deutschland selbst durchquert und zwar sodann meist südlich von uns. An diesem Falle dreht der wind statt nach Südwesten nach Nordosten und Norden, so daß die Aalte anhält und im Winter reichliche Schneefälle die Folge sind. An Süd- und Südwestdeutschland, oft auch schon in Mitteldeutschland ist es bei dieser Wetterlage wärmer, und die Niederschläge treten dort meist in Form von Regen auf. Die Depressionen der Augstrasse III a bringen im Winter für Ostdeutschland oft starke Schneefälle. Bei dieser Wetterlage ist nun nicht selten ein großer Unterschied zwischen den westlichen und den östlichen Teilen der Mark vorhanden. Oft reichen die im Osten auftretenden Niederschläge nur bis zur Oder, zuweilen bis zur oben erwähnten Havel-Spreelinie, selten bis an die Elbe. Dasselbe gilt von den auf der Zugstraße Vb fortschreitenden Minimi, wenigstens wenn dieselben auf dem normalen Wege fortschreiten. Ziehen sie, was zuweilen vorkommt, weiter westlich, so werden natürlich auch westlichere Landesteile von den Niederschlägen betroffen. Die Augstraßen Vu und Vc kommen für das Wetter der Provinz Brandenburg kaum in Betracht.
Säkulare Schwankungen der Witterung. Aliina der Eiszeit.
Die Witterung unterliegt nicht nur täglichen und jährlichen, sondern auch säkularen Schwankungen. Letztere sind sehr unregelmäßig. Die witterungsbeob- acküungen von Berlin, die bis zum Aahre s?20 zurückreichen, lassen erkennen, daß kalte und warme Winter bzw. Sommer sich in unregelmäßigen Abständen stets wiederholt haben, und daß kein Anhalt für eine Änderung des Alimas seit jener Zeit besteht. Man kann dies überhaupt von geschichtlichen Zeiten behaupten, denn die l) e n n i g s ch eh Zusammenstellung bemerkenswerter Witterungserscheinungen früherer Jahrhunderte hat gelehrt, daß, seitdem Aufzeichnungen über das wetter- vorhanden sind, neben sehr milden Wintern auch sehr strenge vorgekommen sind, und ebenso neben sehr heißen Sommern sehr kühle. Nach dieser Thronik soll man z. B. in der Mart um Neujahr schon Veilchen gefunden haben, während t?40 die Winterkälte länger als ein Vierteljahr mit russischer Strenge angehalten hat. Ähnliche, wenngleich weniger große Gegensätze weist die Witterung der Sommer auf. Um einen Begriff von der Verschiedenheit der Einzeljahre zu geben, sei erwähnt, daß in Berlin der Januar s823 mit — N,2° Mitteltemperatur so kalt war wie der normale Januar in Moskau. Dagegen entsprach der Januar t?96 mit ->6° Mitteltemperatur den um diese Jahreszeit in vielen Teilen Spaniens
9 Richard kiennig: Aatalog bemerkenswerter lvitterungrerlcheinungen von den ältesten Zeiten bis zum Jahre , 80 «. Abhandlungen des Aönigl. preußischen Meteorolog Instituts. Bd. II, Nr 4.