Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
Seite
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§2

«Oberfläche durch die Brandung aufgearbeitet und von den Strömungen über den Meeresboden gernaß ihrer Transportfähigkeit verteilt wurden. Die über­raschende Gleichartigkeit des tertiären Schichtenmaterials über eine große Fläche spricht für ein ausgedehntes Meer.

Nachdem es seine größte Ausdehnung erlangt hatte, ging es auf demselben Wege wieder zurück. An seinen tiefsten Stellen, wo die Strömung so gut wie ganz fehlte, entstanden der Leptarienton und an den flacheren Küstengebieten die Sand e. In diesen seichten Randstellen, besonders in den Buchten des zurück­weichenden Meeres, bildeten sich, eingebettet in den Sandschichten, die Braun­kohlenflöze. Das Zurückweichen des Meeres ging in der Mittelmark mit großen Pausen vor sich, dein: für solche Stillstandszeiten sprechen eben die zonenförmigen Ablagerungen. In den großen Ruheperioden bildeten sich die mächtigsten Flöze, während die schwächeren in den kürzeren entstanden sind. Die tiefste Stelle des Tertiärmeeres war die Gegend von Spandau, denn hier erreicht das mächtigste Glied der tertiären Ablagerungen, der Septarienton, die Stärke von 1.72 m. Die tertiären Ablagerungen, besonders der Septarienton, enthalten zahlreiche Konchylien- schalen. Die wichtigste Muschel ist die k-oäu Dr^Iurvusiuuu, und von den Schnecken und zu nennen Mrticu A.vsri und zahlreiche b'umm- und klsurotoma-Arten.

In diesen Krustenschwankungen der Erdkugel während der Tertiärzeit dürfen wir wobl die ersten Anfänge für die Herausbildung unseres heutigen Bodenreliefs surben. Die Bewegungen der Erdrinde an dieser Stelle und in diesem Sinne haben siäxr bis in die jüngste Zeit hier nicht geruht, weil die untere Spree noch heute die Aebfe dieses uralten Busens ist, der sich also, trotz der Aufschüttung mit Moränen­material, eben dureb die in den alten Liniert verlaufenden Krustenbewegungen er­balten bat.

Für die Fortdauer der Bewegungen in der Erdrinde, hervorgerufen durch die lektonischen Kräfte, sprechen vor allem die Störungen in der Lagerung der Flöze, insbesondere der Grad ibrer Ausprägung. Die Niederlausitzer Flöze auf dem Schlesischen Borland zwischen Drebkau, Spremberg, Senftenberg und Dobrilugk liegen fast horizontal, höcksttens finden sich breite, geschlossene Sättel. Im Gegen­satz zu ihnen sind die Flöze bei Muskau sehr gestört, indem sie zu einer großen Zahl schmaler Sättel und Mulden zusammengeschoben sind, die in ihrer Gesamtheit einen nack Norden offenen Halbkreis bilden, welcher oberhalb Muskaus vom linken Kfer der Neiße auf das rechte überbiegt. Am gestörtesten aber ist die Lagerung der Flöze in den Rauenschen Bergen, denn ibre Sättel und Mulden sind in der Regel durch Verwerfungen und Überschiebungen völlig zerrissen, wodurch die bergbaulichen Arbeiten natürlieb sehr erschwert werden. Ein großer Teil der Lagerungsstörungen wird wohl sebon vor dem Anrücken des Inlandeises vorhanden gewesen sein; die Flöze müssen aber natürlich auch die Eingriffe noch ausgehalten haben, welche wäh­rend und naeb der Eisbedeckung eingesetzt haben.

Die Niederlausitzer Flözech sind nocb deshalb von besonderer Bedeutung, weil

tz Lberdt: Die Braunkoklenablagerungen in der Gegend von Senftenberg. Jahrb. d. Rgl. Preuß. Geolog, kandesanstalt f. I8gz. Berlin I8gs.