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In diesen Arbeiten wurden in großen Linien die Grundzüge der Vergletscherung der Norddeutschen Tiefebene festgelegt. In der ersten wird hervorgehoben, daß die große Regelmäßigkeit der Wasserabsätze über ein so umfangreiches Gebiet, wie es die Norddeutsche Tiefebene ist, gegen eine reine Gletschcrtheorie und wieder die zusammenhängende Decke des Oberen Geschiebelehmes gegen die Drifttheorie sprechen. Deshalb entschließt sich ihr Verfasser zu einem Kompromiß und tritt für ein mehr oder minder seichtes Meer ein, in dem ein schwimmen und Aufsitzen des Eises abwechselten; die geringe Mächtigkeit des Oberen Geschiebelehms, die oft nur 3—5 m beträgt, erklärt er sich entstanden durch den Abschmelzprozeß, den der Gletscher an seinem Grunde beim Schwimmen erfahren mußte. In der zweiten Arbeit, die völlig auf dem Boden der Vergletscherung steht, wird die Frage aufgeworfen, wohin beim Abschmelzen das Wasser floß, da der Unterlauf der Flüsse mit Eis bedeckt war. Staute es sich zu einem See an, oder floß es unter dem Inlandeise abwärts? Diese Frage wird unbeantwortet gelassen und aus dem Rixdorfer Profil endlich eine dreimalige Vergletscherung der Norddeutschen Tiefebene abgeleitet. Die dritte Arbeit, die ebenfalls die Inlandeistheorie akzeptiert, schneidet das Problem der wiederholten Vergletscherung nur an, indem es an einer Stelle heißt: „Gibt es mehrere echte Geschiebelehme mit versteinerungsführenden geschichteten Ablagerungen dazwischen, dann ist die konsequente Deutung dieser Bedingungen die Annahme der Schwankungen der Gletscher oder von mehreren interglazialen Zeiten."
Der Ausbau der Inlandeisthcorie.
Mit großer Beharrlichkeit ist nun in den folgenden Jahren an dem Ausbau der Inlandeistheorie gearbeitet worden. Eine Übersicht über die Ergebnisse dieser Forschungen gibt das unten angeführte Buch?) Die meisten Untersuchungen wurden angestellt von den Beamten der Geologischen Landesanstalt, die mit der kartographischen Aufnahme des Bodens betraut waren. Ihre erste Aufgabe war natürlich die Herstellung der Karten, aber eine solche ist nicht zu lösen olme eine gründliche Durcharbeitung der Ergebnisse in theoretischer Hinsicht. Deshalb sind auch diese Herren in erster Linie die Schöpfer der Theorien geworden. Die fertigen geologischen Karten der Provinz Brandenburg umfassen die Umgegend von Berlin, die Uckermark, die westliche Neumark und einzelne Striche aus der prignitz. ^ ,
Am ergebnisvollsten für die wissenschaftliche Erkenntnis waren die Aufnahmen in der Uckermark, denn hier wurden die ersten Beobachtungen gesammelt, die zu der Aufstellung der Endmoränenzüge und der dazugehörigen Urstromtäler führten. Bei Ioachimstal und zwischen Liepe und Gderberg sind seit längerer Zeit Steingruben im Betrieb, die zum Teil das Straßenpflaster für Berlin lieferten. In ihnen liegen die Findlinge oft so eng beieinander, daß eine förmliche Steinpackung vorliegt?) Hierin sah man eine besondere Art des Auftretens gegen-
') Mahnschaffe: Die Ursachen de> Gberflächengestaltung des Norddeutschen Flachlandes. Stuttgart, l. Aufl. isqi, II A»fl iqo<.
Berendt und lvabnschaffe' Ergebnis eines geologischen Ausfluges durch die Uckermark und Mecklenburg-Sirelih Jahrb. d ckeolog. kandesanstalt f. <887. Berlin <888. S. 2SZff.