Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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Lc> hat sich hier in der Uckermark eine merkwürdige Landschaft heraus­gebildet mit vielen auffälligen Zügen, welche die Aufmerksamkeit der Geologen auf das energischste in Anspruch genommen haben. Es findet sich eine abschließende Erklärung*) für die Entstehung des Baltischen Höhenrückens und seiner Gber- flächenformen:Die Einsenkung des Gstseebeckens mit seiner rundlichen Erhebung verlangsamte die Ausbreitung des Inlandeises und begünstigte die Ablagerung von Schuttmassen. Dabei brachte das Inlandeis beim Vorrücken über diese Erhebung, sowohl an glazialen als auch an vorglazialen Bildungen, Aufpressungen und Zu­sammenschiebungen hervor, und endlich führte der Stillstand des Eisrandes während des Rückzuges der letzten Vereisung zur Bildung von Endmoränen und von aus­gedehnten Handflächen."

Die Geschiebe mergeldecke unserer Heimat ist die Grund moräne der letzten Vereisung, und ihre oberste Lage ist der Verwitterung anheimgefallen. Sie i st^zunächst von einer tzs bis löL m mächtigen entkalkten Lehmschicht bedeckt, deren Entkalkung mit dem Ende der Vereisung be­ginnt und bis auf den heutigen Tag fortdauert. Die Kohlensäure des Regenwassers bildet aus dem kohlensauren Kalk doppeltkohlensaurcn Kalk, der löslich ist und daher mit dem Grundwasser in die Tiefe sickert. Me der Entkalkungsprozeß, so dauert auch der Prozeß der Enttonung seit dieser Zeit an. Das Regenwasser entführt die staubförmigen Bestandteile des Bodens, wie man nach jedem größeren Regen an den Bächen und Wasserfluten beobachten kann, die von den höhen Herabkommen und ein trübes, lehmfarbiges Aussehen haben. Die Entkalkung ist eine durch­gehende, während die Entführung des Tones von dem Bau des Geländes abhängt; wo weite schiefe Ebenen sich finden, ist der Ton des Geschiebelehms vollkommen weggespült, und es ist nur der Land mit den Findlingen übrig geblieben; in diesem Falle spricht man von Geschiebesand und betrachtet ihn als den Vertreter des Geschiebelehms. N)o die Landschaft kein ausgesprochenes Gefälle besitzt, findet sich in der Regel ein tonreicher Geschiebelehm, denn wenn auch hier der Regen auf den Kuppen den Ton wegspült, so sammelt er sich auf den hängen und in den Schluchten an. Die wasserhaltende Kraft des Geschiebelehms in der Grundmoränen­landschaft, die sich durch die vielen kleinen abflußlosen Seen dokumentiert, ist auf diesen oberirdischen Tongehalt zurückzuführen. Auch auf größeren Strichen mit günstiger Geländebeschaffenheit ist dieser Ton zusammengespült worden und führt dann den Namen Deckton. Er bildet somit die oberste Lage unserer einheimischen Bodenbildungen; er kann gelegentlich auch von feinen Landen vertreten werden, die dann entsprechend Decksande genannt werden. Größere Anhäufungen von Deckton und Decksand finden sich in gewissen Staubecken, z. B: dem mit dem j^aar- steiner See.

Das Vorland der Gletscher auf Islands bietet die besten Gelegenheiten, um Vergleichsobjekte für unsere Bodenbildungen zu sammeln. Die wichtigste Lr-

*) tvahnschaffe: Die Ursachen usw. S. 103 .

2) Thoroddsen: Island, peiermanns Mitteilungen, LrgLnzungsheft Nr. t 52 . Gotha >yos.