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Bei Rüdersdorf endlich ist durch mehrere Tiefbohrungen dieses Paar zusammengehöriger Schichten dreimal sestgestellt worden. Ls wäre nun aber voreilig, jede Geschiebemergelbank zwischen zwei Sandschichten als Beleg für eine Vergletscherung anzusprechen, weil sich Örtlichkeiten finden, wo ein Dutzend selbständiger Bänke Übereinanderliegen.
Die Geschiebelehmbank allein ist also nicht genügend, um sichere Schlüffe über die Zahl der Vergletscherunge nst zu erlauben. Die Geschiebelehmbank muß erst die Bedeutung einer Grundmoräne erhalten; dies geschieht durch die Linscklüsse von organischen Resten in der liegenden Sandschicht. Solche sind nun an vielen Stellen beobachtet worden.- Die erste Sandschicht unter dem Oberen Geschiebelehm, der Untere Sand, beherbergt die sog. Rixdorfer Säugetier s a u n a, die sich im weiten Umkreis von Berlin in demselben Horizont immer wieder findet. Auch die zweite Landschicht enthält in der Berliner Umgegend Fossilien, und zwar hat man hier durch Bohrungen an verschiedenen Stellen die sog. paludinenbank sestgestellt. Line Örtlichkeit ist besonders lehrreich, weil das Bobrloch sehr tief hinabgestoßen wurde. Ls liegt auf dem Nordrande des Hohen Havellandes bei Larolinenhöhe südwestlich von Spandau. Der Obere Ge- sckiebelehm fehlt hier, und der Untere Sand ist ist in mächtig. Darunter lagert der Untere Geschiebelehm von st m Mächtigkeit, und in dem zugehörigen Sand darunter, in den man noch 28 m tief eingedrungen ist, liegt die paludinenbank, und zwar in einem Niveau von st, 4 m unter dem Spiegel der Ostsee; sie selbst ist f,5 m mächtig. Die große Mächtigkeit dieses Sandes ist auffallend, und zwar besonders deshalb, weil die dritte Bank von Geschiebelehm nicht angetroffen worden ist. Ihre Stelle vertritt hier eine 2,5 in mächtige Schicht von grobem Diluvialkies mit reichlick nordischem Material. N)obl aber ist die dritte Geschiebelehmbank in mehreren fiskalischen Bohrlöchern in der Nachbarschaft von Rüdersdorf gefunden worden.
Line Tiergesellschaft, die sich auf dem Geschiebelehm ansiedelte, brauchte Nahrung und U)ärme, Bedingungen, die nur in einer langen eisfreien Zeit erfüllt werden; deshalb darf man wohl von zwei ausgedehnten Interglazialzeiten sprechen, und von drei Vergletscherungen. Die mittlere von ihnen war die ausgedehnteste; doch reichte auch bei der letzten das Inlandeis nach U)esten über die Llbe hinaus. Aus der älteren Interglazialzeit hat man nur die paludinenbank und das Torflager von Klinge zwischen Forst und Kottbus gefunden. Aus der jüngeren liegen neben den Knochenfunden der großen Tandsäugetiere noch mehrere Torflager aus der Um- gegend von Berlin vor. Lin solches von 5 ru Mächtigkeit wurde bei Motzen gefunden, wo es zwischen zwei Gesckiebelehmen liegt, und ein zweites bei Kohlhasenbrück am Teltowkanal; hier fehlt die Decke aus Oberem Geschiebelehm, und das Torflager wird von Unterem Sand bedeckt und ruht aber auf einem Gesckiebelehm, der also nur der Untere sein kann. Die Torflager der jüngeren Interglazialzeit entölten nur Pflanzen, die auf ein gemäßigtes Klima hindeuten.
Der Vollständigkeit wegen soll hier die Fauna und Flora dieser Schichten in
st lvahnschaffe: Oie Frage nach den Interglazialzeiten in der Umgegend von Berlin. Hlschr. d. Deutsch. Geolog. Ges. Bd. 58 S. >52.