Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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ihren wichtigsten Vertretern aufgeführt werden. Folgende Säugetiere haben z. B. Fundstücke aus den Rirdorser Kiesgruben geliefert: Lloplurs primixeuius (Mam­mut), L. uutiquus, Rbluooeros uutiquitatts (Wollliaariges Nashorn), L. LlereLli, L^uus oabaltus (Wildpferd), Ovibos kossitts (Moschusochs), Los prt- mixeuius (Urochs), Lisou Pilsens (Wisent), Lauxlker ^rünlauäieus (Arktisches Ren), Oervns alees (Elch), 0. suryeeros (Riesenhirsch), 0. eluplms (Edelhirsch), Oauis lupns (Wolf), Nrsus sp. (Bär) und I'elis leo (Löwe). Das Auffällige an dieser Tiergesellschaft ist ihre Mischung. Es finden sich hochnordisäie und südliche mit solchen Tieren zusammen, die heute noch unsere Gegenden bewohnen. In die­selbe Zeit rechnet man einige Lagen mit Süßwasserkonchylien, wie die Valvaten- mergel von Alt-Geltow bei Potsdam und von Werder. Sie enthalten nur Musckieln und Schnecken, die sich auch heutigestags dort finden. Unter den Muscheln dieser Fundstellen ist die sog. Wandermuschel, die Viaissensiu polvinc-plia, besonders interessant; sie war nach der letzten Vereisung aus unserer Heimat verschwunden und fand sich nur noch im Flußgebiet des Schwarzen Meeres; in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ist sie aber wieder bei uns mit dem russischen Floßholz ein- geschleppt worden und hat sich außerordentlich verbreitet.

Die paludinenbank, die im weiten Umkreis von Berlin etwa 40 ur unter der Mberflää>e angetroffen wird, enthält folgende Süßwasserkonchylien: Lrrluäiua <lilu- viuuÄ, eine Verwandte unserer gedeckelten Sumpsschnecke, ferner Lltli.vuia touta milrrts, Vulvata nrrtieinu, Reritinü kluvirrttlis, eine Unio-Art, Lisiäiuiu amllicuw, ?. pusillniu u. a. Auch bei Rathenow sind Süßwassersclnchten im Liegenden des Unteren Geschiebelehms mit derselben Tiergesellsäxift aufgefunden worden. Die genannte diluviale Sumpsschnecke findet sich gegenwärtig nicht mehr in unserer Provinz, wohl aber im Gebiete der unteren Donau, sie muß vor dem Airrücken der Vereisung ausgewandert sein; sie kommt noch im Unteren Ge­schiebemergel vor, wohin sie wohl durch Aufarbeituiig der liegenden Sandschichten in die Moräne gelangte. Im Oberen Geschiebelehm trifft man sie nicht mehr, wes­halb sie als eine Art Leitfossil der unteren Diluvialschichten gelten kann.

Das Klinger Torflager endlich enthält auch nur Pflanzen des gemäßigten Klimas, außerdem aber finden sich hier auch solche, die auf ein müderes Klima deuten; die eine ist eine pistazienähnlicl>e Frucht (b'ollloulitks), die sich an tertiäre Typen anschließt und in der Jetztzeit wahrscheinlich ausgestorben ist, und die an­dere ist der Same einer Oratoplour» genannten Pflanze, die mit der neuweltlichen Lrusseuiu purpurea verwandt ist.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Ansiebt von einer dreimaligen Ver­gletscherung mit langfristigen Zwisclieneiszeiten nicht allgemein anerkannt wird. Wenn man aber diese Ansicht zugrunde legt, so gliedern sich die Diluvialbildungen von oben nach unten folgendermaßen:

III. Vereisung.

a) Abschmelzperiode: Geschiebesand, Decksand, Deckton.

b) Eisbedeckung. I. Oberer Geschrebelebm, 2. Unterer Sand (Kies, Grand, Ton).