Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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wo deutliche Venverfungen Vorlieben, lehren sie meines Erachtens unzweifel­haft, daß die gebirgsbildenden Kräfte, die den Vau der Erdrinde beherrschen, auch an der Herausbildung unserer Provinz ihren Anteil gehabt haben. Die jüngste Decke unserer Erdrinde ist ebensogut von ihnen erschüttert und bewegt worden wie die hohen und alten Gebirge ihrer Nachbarsckxrft. Diese geheimnisvollen Kräfte konnten hier keine gewaltigen Unterschiede in der Höhenlage des Geländes Hervor­rufen, rveil es ihnen seit der Aufschüttung der Moränenbildungen an Zeit dazu gefehlt hatte, denn sie wirken ungeheuer langsam, und jene auffallenden höhen und Diesen sind in Zeiträumen ausgebildet worden, mit denen verglichen der jüngste Zeitabschnitt der Erdrinde wie eine Nachtwache erscheint.

Nor der Einführung der Theorie von der Vergletscherung der Norddeutschen Tiefebene in die wiffensclxift zweifelte niemand daran, daß die Störungen im inneren Vau der Schichten und der Verlauf in den Grundlinien des Geländes auf die Kräfte des Erdinncrn zurückgcfübrt iverden müßten. 5o sagt Girard in seinem Vuch an der Stelle, wo er die Hydrographie der Norddeutschen Tiefebene entwickelt:Es hat gar nichts Unnatürliches, nicht einmal Auffallendes zu sehen,

daß die Flüsse bei ihrem Verlauf über de» allmählich sich erhebenden Meeres­boden, der mit lockeren Vildungen bedeckt ist, im Laufe der Zeit verschiedene Wege nehme», in welchen sie zum Meere abfließe». Es scheint, als hätte die Bewegung, welcbe die Ernportreibung jener wellenförmigen Kücken, d. h. des Baltischen Höhenrückens und der Schwellen des Deutscben Berglandes, hervorbrachte, auch noch das näher zwischen liegende Terrain erreicht und dadurch in diesem verschiedene Erhebungen und Zerreißungen lrervorgebracht, die ohne bestimmte Richtung und Regelmäßigkeit und obne bedeutende Erbebung ini ganzen den Gegenden Ab­wechslung verleiben, ohne sie weder mit dem südlichen oder nördlichen Rücken, noch mit dem östlickxn Flachland vergleichbar zu machen. Es sind tafelförmige Aus­breitungen, über die hin und wieder einige Hügel hervorstehen, im allgemeinen niedriger als die Höhenzüge, rvelck'e sie umgeben, aber doch noch hoch genug, um von tieserliegenden Secbecken und Flußtälern durchfurcht zu erscheinen. Solcher Art sind die Provinzen Posen und die Mark Brandenburg in ihrem mittleren Teil." Diese Worte wurden niedergeschrieben, als noch die Hebungstheorie in der Geologie herrschte, die nun von der Faltung-- und Senkungstheorie abgelöst worden ist.

Aus der Zeit, als schon die neuen Ansichten über die Entstehung der Ge­birge festen Fuß gefaßt hatten, haben wir auch ein Urteil aus der Feder des berufensten Geologen der Neuzeit über die Entstehung der Störunaen und über die Herausbildung unserer (andsck'aft. Lossen') batte Gelegenheit, für sein Buch die große Menge von Profilen zu verw'erten, die sich bei den Vorarbeiten für die Kanalisation ergeben hatten. Auch diese Stelle wollen wir wörtlich zitieren, wir legen ihr um so mebr wert bei, als Lossen mit den Konsequenzen der Glazial- tkeorie woklvertraut war. Es Ire ißt S.Die Lagerung des Berliner Bodens

')k»s1»n: Der Soden der Stad« Berlin nach seiner Zugehörigkeit zum norddeutscben Tiefland und seiner geologischen Beschaffenheit. Berlin ssrq.