Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
Seite
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An dieser stelle, wo der Talzug in den Bereich des östlichen Flügels des Balti­schen Horstes tritt, erfährt er abermals eine Änderung seiner Richtung, indem er ein wenig nach Westen abgelenkt wird, und dieses Stück, das eigentliche Gderbruch, ist das breiteste.

Der unterste Abschnitt endlich fällt an die Stelle, wo die beiden Flügel des Balti­schen Horstes aufeinanderstoßen und die Talbreite wieder bedeutend einengen. Trotz­dem lassen sich drei kleine halbkreisförmige Allsschnitte an den einfassenden Plateaus erkennen, und zwar liegt der oberste in dem linksseitigeil, der mittelste in dem rechts­seitigen und der unterste wieder in dem linksseitigen hAateaurand. Dadurch sind drei kleine Brücher: das Nieder-Gderbruch, das Zehdener Bruch und das Stolper Bruch entstanden. Die Brücher sind 3H breit, wo aber die beiden Flügel non zuvi

benachbarten Zusammenstößen, verengt sich die Talbreite aus 2 bin.

Mit dem Wechsel in der Himmelsrichtung ist fast immer auch eine Änderung in der Breite des Tales verbunden. Am breitesten ist die Rinne im Oderbrucb, wo 12 lcm erreicht werden, und am engsten ist sie zwischen der Neuenhagener Insel und dem Barnim-s)Iateau bei Freienwalde, wo sie sich auf knapp 2hs> lciu zusammenziebt. Auch oberhalb Tüstrins, zwischen Göritz und Reitwein, verengt sie sich aus 5 bin, und ober­halb Frankfurts beträgt die Breite wieder nur 2hh bm, Dieser Engpaß crbält sich hier bis Brieskow-Reipzig, also auf ungefähr 8 bin nacb Süden. Oberhalb dieser Stelle treten die Ränder wieder bis über 1,0 bm auseinander, und das Tal zeigt bis an die Südgrenze der Provinz keine erheblichen Abweichungen mehr von dieser Breite.

Mit der Gestalt der Sohle hängt auch die Böscbung der begleitenden jÄateau- ränder zusammen. In dem oberen Abschnitt, dem zwis>hn dem südlichen Abschnitt des Sternberger Horstes und dem Lieberoser-j?lateau, schiebt sicb noch eine niedrige Terrasse zwischen die eigentlich Talsohle uild das linksseitige Plateau; sie be­ginnt als ein schmaler Streifen unterhalb Neu-Zelles und bat eine Meeresböbe von 40 m, während die Talsohle 30 in hoch liegt. Soivobl gegen die Talsoble als aucb gegen das benachbarte Plateau setzt sie sich schroff ab. Ibr Boden beliebt aus scharfem Sand, dem Dünen aufgesetzt sind.

Der Boden der Terrasse bat durchweg das Aussehen eines alten Flußbettes, und es ist wohl kein Zweifel, daß die Oder ebemals in dieser höbe geflossen und oberbalb Brieskows nach Westen abgebogen sein muß, um das Tal der beutigen unteren Spree zu benutzen. Dieser Schluß ist berechtigt, sowobl wegen der Äberein- stimmung in der Höhenlage der Terrasse mit der höh der Talrinne zwischn Liebe- roser und Lebuser hllateau, als auch wegen des scbmalen Hasses der beutigen (Oder zwischen Brieskow und Frankfurt.

Dieser Engpaß von 8 km Länge war in jener Zeit natürticb nocb verschlossen Er ist erst durch die gemeinsame Arbeit von Eilang und sÄeiske geöffnet worden; beide Hahn den hutigen schmalen Wasserpaß gescbaffen, indem sie wabrscheinlich zuerst wasserfallartig und nach binten einscbneidend wirkten, bis die trennende Barre durcbschnitten war. Eilang und j?Ieiske besitzen in ihren untersten Abschnitten eine so scharfe Biegung nach Norden, daß sie niemals in den alten Oderlaus münden konnten.

Brand,nlmrgische Landeskunde.