Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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Übergängen, denn es gibt hier Durchragungen des Unteren Landes wie auf der höhe, und die Mächtigkeit des fruchtbaren Lehmbodens ist sehr wechselnd, so daß sich auch hier die Schrintstellen in trockenen Frühjahren leicht kenntlich machen. Sogar die Find­linge und die Steinbestreuung fehlen nicht, nur liegen sie tiefer und kommen erst beim Rijolen zum Vorschein. Die Überschwemmungen haben dafür gesorgt, daß die Un­ebenheiten zum Teil ausgeglichen wurden, trotzdem finden sich Kuppen und Schluch­ten genug, so daß das Gelände sich sehr gut mit vielen Strichen des Nieder-Barnim vergleichen lassen kann in bezug auf Ebenheit, wie z. B. mit dem neben dem Spree­rande zwischen Berlin und Strausberg.

Die größere Fruchtbarkeit des Gderbruchbodens gegenüber dem Höheboden hat darin ihre erste Ursache, daß durch die Überschwemmungen auch dem Sandboden Feinerde beigemischt worden ist und daß der Grundwasserspiegel überall sehr nahe liegt, ohne daß -och das Grundwasser stagniert. N)ir finden deshalb hier die höchste Zahl in der Provinz: die Königliche Domäne Ferdinandshof hat Sgr. Grund­steuerreinertrag pro Morgen.

Der Grabencharakter des Bruches tritt besonders an seinen beiden Schmalseiten hervor, zwischen Göritz und Reitwein an der oberen und zwischen Freienwalde und Alt-Tüstrinchen an der unteren, die beide genau gleich breit sind, so daß es ein voll­kommen regelmäßiges Parallelogramm ist.

Das Nordende des Bruches schließt die 8 km lange Neuenhagener Insel ab, die eine schiefe Ebene darstellt, deren hohe Kante in dem Granitberg mit 75 m dem Mderbruch zugekehrt ist, während die schiefe Ebene sich zum Nieder-Vderbrucb hinabsenkt.

Das Nieder-Vderbruch wird datier auf seiner Südseite von dieser sanften Böscbung der Neuenhagener Insel begrenzt und auf seiner Nordseite von dem Steil­rand der Uckermark zwischen Liepe und Gderberg. Diese Erscheinung wiederholt sich auch bei den beiden anderen Brüchern des unteren Dderabschnittes. Im Aehdener Bruch liegt auf der neumärkischen Seite in dem Halbkreis zwischen Nieder-Vutzow und Bellinchen der Steilrand und gegenüber auf der uckermärkischen Spitze zwis.be» Gderberg und Lunow die schon S. 87 beschriebene niedrige Vorterrasse. Das Stolper- Bruch endlich zeigt dieselbe Erscheinung, nur gerade wieder vertauscht, denn diesmal dringt der Busen in den uckermärkischen Rand ein und besitzt hier den Steilhang, während ihm gegenüber auf der neumärkischen Seite die drei Terrassen der Peetziger Forst, die schon S. 92 beschrieben wurden, sich vorfinden.

Aus dieser Häufung von Bruchlinien geht wohl hervor, daß hier die drei herrschenden Richtungen in der Krustenbewegung, die smaländische, die herzynisbe und die erzgebirgische, zusammentrafen. Die smnländiscbe ist gleichsam zur Leitlinie geworden, auf welche die beiden anderen von den Seiten ber gestoßen sind, wobei sie natürlich abgelenkt wurden. Die Bucht des Nieder-Vderbruches und des Aehdener Bruches liegen in der Richtung des Erzgebirges, d. h. von Südwest auf Nordost und das Aehdener Bruck» und das Stolper Bruch in der berzynisck>en Richtung, d. h. von Nordwest auf Südost.

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