Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
Seite
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namentlich, eine pflanzeugesellschaft, die der Landschaft eine Physiognomie aufprägt, die absolut den ungarischen oder südrussischeu Steppenteilen gleicht.

Außer den sich in ihrer Verbreitung den Atlantischen oder den politischen Floren- elemcnten anschließenden Pflanzenarten erreichen aber noch andere eine Grenze, die nicht von den Niederschlagsverhältnissen beeinflußt erscheint, so unter andern Ilex, die Stechpalme, eine Grenze durch stärkere Winterkälte, durch die absoluten Winter- minima, die bei uns von Westen nach Osten zunehmen. Die Pflanze läßt sich bei uns im östlichen Teile der Provinz sehr gut im Garten kultivieren und bringt reichliche Früchte, aber wohl nie sieht man einen Sämling die Winter ohne Schutz überdauern; es scheint, als ob die jungen Pflanzen so empfindlich sind, daß die Art sich nicht weiter ostwärts ausbreiten kann. An den Grenzen ihres Wohngebietes ist Ilex meist ein flach niederliegender, den Boden der Wälder bedeckender Strauch.

Außer den die Mark Brandenburg durchziehenden Grenzen, zu denen außer den genannten Typen noch besonders die der bis an das Gebiet vorstoßenden mittel­deutschen Arten kommt, bietet unsere Provinz noch botanisches Interesse durch das Vorkommen einer Reihe außerordentlich seltener Arten. Weiter unten folgt eine Liste der betreffenden Arten und Angabe ihrer Fundorte. Viele von diesen seltenen und interessanten Allen schließen sich den Genossenschaften an, die bei uns eine Grenze erreiänni und stellen z. T. weit vorgeschobene Posten einer kompakteren Verbreitung dar. Bei ihnen ist es vielfach strittig, ob sie als Überbleibsel einer früher weiter­gehenden Verbreitung (Relikte) oder als der Vorstoß einer später herangerückten Florengruppe anzusehen sind. Manche Schriftsteller halten sogar die isolierten Fund­orte sowohl der Atlantischen wie der politischen Pflanzen für Relikte. Ich bin der Meinung, daß es ein ziemlich müßiger Streit ist, entscheiden läßt sich darüber so gut wie nichts. Wenn schon die geringeren Feuchtigkeits- und Wärmedifferenzen der westlichen und östlichen Mark genügen, um eine so große Zahl jetzt schon seit lange andauernder Pflanzengrenzen hervorzubriugen, so ist es nicht wahrscheinlich, daßRelikte" in irgendwie größerer Zahl die allgemein nach der Eiszeit ange­nommenen großen klimatischen Schwankungen überdauert haben. Im feuchtkalten Alima nach der Eiszeit hat es sicher keine politischen Arten bei uns gegeben, und wenn man die folgende Steppenperiode als Tatsache annehmen will, so hat diese ücherlich alle atlantischen Typen auf weit und breit vernichtet.

Die Veränderungen in der Flora, soweit sie sich heute noch mit Sicherheit kon­statieren lassen, sind in den letzten Jahrhunderten recht erhebliche gewesen. Die an den Anfang der Bearbeitung gesetzte Liste der ausgestorbenen Pflanzen ist glücklicher­weise nicht sehr groß, obgleich einige der Verluste sehr zu bedauern sind. Meist sind sic durch die fortschreitende Aultur und Nutzbarmachung der Böden verschwunden, und mit Zufriedenheit kann festgestellt werden, daß wohl keine Art durch die Pflan­zenliebhaberwegbotanisiert" ist. Ganz ungeheuer viel größer ist die Zahl der Einwanderer, der Pflanzen, die Bürgerrecht in unserer Flora erworben haben. Von den aus fremden Erdteilen eingeführten Arten spielen die amerikanischen die Haupt­rolle, eine ganze Anzabl von ibneu gehört jetzt zu den gemeinsten und leider auch zu den lästigsten Pflanzen. Eine ganze Reihe von Pflanzen sind direkt oder indirekt