Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
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Obrz^autbemum babsÄmita, und zwar in der Unterart Ob. maju8, Großer Salbei oder auch Morgenblatt genannt, ist ursprünglich in Uleinasien heimisch, wird bei uns des angenehmen Geruches aller Teile wegen schon seit dem Mittelalter in Gärten und auf Kirchhöfen angepflanzt; noch jetzt trifft man es in vielen Dörfern massenhaft an, und vielfach werden Zweigstücke oder Blätter von den Frauen Sonn­tags alsRiechel" mit zur Kirche genommen, wie die böse Welt behauptet, um das Einschlafen zu verhindern. Aus den Anpflanzungen ist das Morgenblatt oft zahl­reich verwildert, namentlich auf und an alten Dorfkirchhöfen fehlt es wohl nirgends.

6b. maeropbMum (Bz/ret/irum maor.) ist in Südosteuropa, zunächst in Kram, einheimisch. Diese schöne, große Pflanze ist erst seit s783 bekannt, fand sich aber um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts .bereits an einer Reihe von Grien in Mitteleuropa zahlreich verwildert, obgleich sie zu den selteneren Gartenpflanzen ge­hört. Ascher son berichtet anfangs der sechziger Jahre aus der Provinz schon von zwei Stellen, an denen sie völlig verwildert war, so bei Schwedt a. G. an einem Graben bei Monplaisir, wo sie Rüdiger entdeckte, und bei prenzlau an der Chaussee nach Blindow. Jetzt ist sie in ganz Mitteleuropa schon an zahlreichen Stellen gefunden.

Ob. partbenlnm das Mutterkraut oder Maraun ge­

nannt, ist in Südeuropa heimisch, und wurde bei uns früher wegen der medizinisch verwendeten Blätter als Arzneipflanze angebaut. Zn den letzten Jahrzehnten findet sie vielfach als Teppichbeet- oder Einfassungspflanze in einer goldgelbblättrigen Form Verwendung, während früher die sog.gefüllt" blühende Form namentlich in kleinen Grten vielfach zu treffen war. Aus all diesen Anpflanzungen ist die Art zahlreich verwildert und hat sich vielfach, besonders in Gärten und Parks, fest an­gesiedelt, auch auf Dorfstraßen, an Zäunen und auf Schutt trifft man sie nicht selten.

Ob. 8nav6ol6N8 (ck/atrr'oarr'a är'«eorr/ea), im östlichen Asien und im westlichen Nordamerika heimisch, wurde in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts im Ber­liner Botanischen Garten kultiviert. s852 beobachtete der damalige Direktor des Gartens, Alex. Braun, die Pflanze zuerst außerhalb des Gartens in der Schöne­berger Dorfstraße?) Von dort breitete sie sich besonders längs der Straßen in der Berliner Umgebung weiter aus und wurde auch bald durch den Eisenbahnverkehr verschleppt, wenig später fand sieBuek schon bei Frankfurt a. G. Jetzt ist sie nicht nur in der ganzen Umgebung Berlins nirgends selten (als wir s898 die Neuanlage des Botanischen Gartens in Dahlem begannen, fanden wir sie dort bereits in großer Menge vor, selbständig vom alten zum neuen Botanischen Garten gewandert), son­dern ist an sehr zahlreichen Grten ein häufiges Unkraut und wird auch noch jetzt alljährlich an Bahnhöfen usw. von neuem verschleppt. Der Geruch und die Tracht ist der der echten Kamille ähnlich, nur hat sie keine Strahlenblüten.

^.rt6ml8ia ab8lntbium, der Wermut, ist in Süddeutschland, vielleicht schon im Schlesischen Berglande, heimisch, wurde schon in früheren Jahrhunderten bei uns überall als Arzneipflanze angebaut, und die aus den bitteren Blättern erzeugten

9 vgl. v. Mohl und v. Schlechten!»«! Botan. Zeitung Z 852 , Spalte 6-l9ff.