Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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stern, Oullitriebe «tugmuli», ihr Leben fristen; die meisten werden durch den Schatten und durch das in das Wasser fallende und dort in dicker Schicht verfaulende Laub verdrängt. Von Sträuchern findet man fast stets die schwarze Johannisbeere (s. S.OOO) am Grunde der Stämme, ihr gesellen sich meist einige große Sauergräser, die Rasen (Bülten) bilden, zu, und ist schließlich das Gewässer stärker zugewachsen, treten eine Anzahl der vorher als Laubwaldpflanzen an feuchten Stellen genannten Arten auf, und an den Ufern entwickelt sich eine mehr oder weniger ausgesprochene Userflora, und namentlich findet sich dann auch eine Reihe von Harnen, zum Teil an den Stäm­men, zum Teil auf dem neugebildeten Boden an. Zn diesem Zustande der Ent­wicklung sind die Erlenbrücher sehr beachtenswert, denn manche interessante Pflanze findet sich in ihnen vor. Ist aber das Wasser wenigstens in gewissen Zeiten des Zahres ganz geschwunden, so finden sich meist in großer Menge der Hopfen, I Iunn, In« lnpnlu«, und die große Brennessel, b-rtien clioseu, an, und erfüllen den ganzen Wald; die erstere Art alles zu einem undurchdringlichen Dickicht verstrickend, die zweite an den freibleibenden Stellen bis weit über mannshoch in dichten Beständen aufstrebend. Hier ist floristisch fast nichts zu suchen.

Die Fichtenwälder schließen sich in ihrer Flora eng den Laubwäldern an, nur ist ihr Pflanzenbestand wegen des im Sommer und Winter herrschenden dichten Schattens ein sehr ärmlicher.

4. wiesen und Wiesenmoore.

Vielfach ist die Meinung vertreten worden, daß die Wiesen alle als ein Aultur- produkt, hervorgerufen durch das alljährlich mehrmalige Abmähen, zu betrachten seien. Das ist aber sicherlich nicht der Fall. Ts soll nicht geleugnet werden, daß es sehr zahlreiche Aunstwiesen gibt, die ohne die Nutzung sich wieder in Wälder ver­wandeln würden, aber auch die Zahl der natürlichen Wiesen ist nicht gering. An den Stellen, wo in Niederungen alljährlich im Winter das Wasser aufstaut, wo dann im Frühjahr ein Eisgang über die Fläche geht, kann sich niemals ein Baum­wuchs, ein Wald, entwickeln. Zedes aufsprießende Gehölz würde vom Eise ent­rindet und verstümmelt. Zn den Niederungen der großen Flüsse steigt bekanntlich das Wasser oft noch im Sommer einmal und vernichtet die oberirdischen Teile der Aräuter noch einmal. Das Wasser und der Eisgang üben also dieselbe Wirkung aus, wie die Mahd es tut, und die Verbreitung der natürlichen Wiesen ist früher sicher erheblich größer gewesen als jetzt, wo die Überschwemmungsgebiete der großen Flüsse durch zahlreiche Deichbauten ganz erheblich eingeschränkt sind.

Da die Bodenoberfläche der Flußniederungen, wie die großen Niederungen überhaupt, meist mehr oder weniger uneben ist, sammelt sich beim Zurücktreten des Wassers dieses an den tiefergelegenen Stellen, die höhergelegenen trocken lassend. Es wird sich da eine sehr verschiedenartige Vegetation ausbilden, deren Gemeinsames die Ausbildung dichter Bestände und Rasen ist, so daß der Verlust der oberirdischen Teile der Erhaltung oder Vermehrung der unterirdischen nicht schadet, im Gegen­teil, bei den Arten mit kriechenden Grundachsen meist ein kräftiges Vorwärtswachsen dieser bewirkt. Da aber die höhergelegenen Stellen während des Sommers, also