Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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zumal seit Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, bedeutend zurückgegangen. Ziegen findet man vielfach im Besitz des kleinen Mannes; der Eifel spielt eine unter­geordnete Rolle, doch wird er in der Neuzeit häufiger gehalten, seit das allgemeine Bestreben darauf gerichtet ist, die Gewohnheit, den Hund als Zugtier zu benutzen, aus der Melt zu schaffen.

Vielfach wird das Kaninchen seines schmackhaften Fleisches wegen gehalten, doch muß dieses wehrlose Geschöpf häufig in engen, aus alten Kisten gezimmerten Buchten, ein kümmerliches Dasein fristen.

Unter dem Federvieh steht das Huhn in vielen Rassen gezüchtet in erster Linie. Neben dem Landhuhn findet man häufig die rebhuhnfarbenen Italiener; ferner sind weiße, gelbe und schwarze Mrpington, auch Myandotte, weiß und gold, zurzeit sehr beliebt, ebenso Mechelner und Minorka. Eine besondere Neigung, Entenrassenzucht zu treiben, scheint dagegen nicht zu bestehen. Berühmt sind die schweren fetten Gänse des Gderbruchs, der Hommerschen Rasse angehörig; auch Emdener Gänse werden gehalten. Puten, Perlhühner und vereinzelt Pfauen trifft man auf manchen Gütern. Die Liebhaberei für Tauben ist groß. Von edlen Stämmen sind Luchs­tauben, Straßer, Römer, Kröpfer, Mövchen, Elstertümmler, Zitterhälse, Nönnchen hervorzuheben, auch Altstämmer, Eistauben, Trommeltauben. Von zahlreichen zu­mal Berliner Züchtern werden vielerlei Spezialtaubenrassen gehalten.

Aus der Zahl der Haustiere ist die Seidenraupe wieder verschwunden, nur einzelne Maulbeerbäume weisen hier oder dort auf den energischen Millen des großen Preußenkönigs hin, der nichts unversucht ließ, was zur Hebung des Volkswohl­standes hätte beitragen können. Mehr denn in früherer Zeit ist dagegen die Biene Haustier geworden. Vielfach beobachtet man in sonnigen Lagen die bunt angemalten Stöcke. Einst dagegen hatten die Dorfbewohner ihre honigbeuten in der Heide (Wald). Kiefern mit künstlich hergerichteten höhlen als Bienenwohnungen, Beut­kiefern, scheinen aber in Brandenburg nicht mehr erhalten zu sein.

Groß ist die Zahl der in Dorf und Stadt vorkommenden Katzen; ob ich sie zu den Haustieren rechne im gewöhnlichen Sinne des Mortes? ich weiß es niebt. Ein h aus tier ist sie freilich, sie gewöhnt sich an das Haus, nicht an den Menschen. Der Hund folgt dem Herrn, wenn er eine andere Mahnung bezieht, die Katze bleibt Sie kennt alle Schlupfwinkel, hier lauert sie ibrer Beute auf; von hier tritt sie auK ihre Streifzüge in Garten, Feld und Wald an, von welchen sie schließlich nicht zurück­kommt. Zurückgewonnen der Freiheit ihrer Stammeltern, verwildert sie, und vielleicht jahrelang umherstreifend wird sie endlich vom Blei des Jägers getroffen.

Ich kenne aus der Provinz weiße, schwarze, schwarz und weiße, gelbe, schwarz­weißgelbe, graue und wildkatzenfarbige Katzen; die letzteren sind die interessantesten, sie zeigen, abgesehen von den charakteristischen Artunterschieden, häufig große Ähn­lichkeit mit der Mildkatze. Ich weiß nicht, ob solche für Brandenburg mit Sicher­heit nachgewiesen ist, aber ich kenne hier am Grt Hauskatzen, in deren Adern sicher Wildkatzenblut rollt. Riß sich doch der Wildkater, der in der Forstakademie Anfang der 80cr Jahre an der langen dünnen Kette von Jugend auf gehalten wurde, zum öfteren los zu Zeiten, da die Kater ihr Minnelied anstimmen.