Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
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welchen schon nach 2-s stunden die Maden entschlüpfen. Lin in der Speisekammer sich häufig einstellende Fliege ist die Essigfliege (Drosophila kunobris). Bei nur

4 mm Länge ist sie rot, gelb und schwarz gezeichnet. Sie schwirrt während des ganzen Sommers um gährende Flüssigkeiten und Fruchtsäste, wie (Obst, Honig, Wein, Bier, Essig, in welchen ihre Larve lebt. Wer Obstwein bereitst, macht die Be­obachtung, daß sie an Hahn und Spundloch der Fässer oft in großen Mengen zu finden ist.

Ich möchte alle diese Tiere Inquilinen nennen, d. h. Einmieter, die in unseren Häusern Schlupfwinkel und Wohnung suchen, viele ohne dadurch Schaden anzu­richten, während andere, wie die Küchenschabe, bei starker Vermehrung lästig werden können. Wohl von ihnen zu unterscheiden sind andere Hausbewohner, deren emsige jahrelang von Generation zu Generation fortgesetzte Lebensarbeit uns großen Schaden bereiten kann. Ich denke an die Anobien, deren eine Art der Klopfkäfer oder die Totenuhr (^.uokium portänux) und der nahverwandte Werkholzkäfer (^.nobium clomostioum) in alten, von den Großeltern ererbten Möbeln sich ent­wickeln, während andere die Balken, Dielen und Bretter alter Häuser durchnagen. So entsinne ich mich an den Blockhäusern im Spreewald häufig die Spuren von Nagekäfern (Imodium tossolatum) gesehen zu haben; auch die durch gekämmte Fühler ausgezeichnete Art (Btilinus pootiuieornis) schließt sich in ihrer Lebens­weise den genannten an. Die Dachverschalung des alten Akademiegebäudes in Eberswalde ist von Anobien völlig zerstört. In dieser Stadt und wahrscheinlich noch in vielen anderen märkischen Städten, Dörfern und einzelnen Gütern haust ein viel verderblicherer Käfer, der Hausbock (Dulliäium baznlnm). Er durchnagt als Larve unter Verschonung einer äußeren dünnen Schicht die Balken, zumal jene des Daches, vollständig, so daß bei der geringsten Verletzung dieser äußeren Schale der Schaden zutage tritt. Anmengen gelblich-weißen Bohrmehls stäuben hervor, und oft ist es möglich, den Balken bis auf einen dünnen Kern mit der Hand abzubröckeln.

Sehr verbreitet ist in der Mark die Kleidermotte (lärwu pollionollu). Der an den Vorderflügeln lehmgelb, an den Hinteren grau gefärbte Falter scbwärmt be­sonders im Juni und Juli, doch findet man ihn auch einzeln im ganzen Jahre. Die Raupe lebt an tierischen Fasern, d. b. im j?elzwerk, wollenen Möbelstoffen, wollenen Gardinen, Türbehängen, Kleidern auch in Klavieren und fertigt sich aus abgenagten Teilen, welche sie zusammenspinnt, eine Röhre, in der sie sich auch verpuppt. Mehr­fach habe ich beobachtet, daß der Falter sich auch in den Büchern meiner Bibliothek aufhält, wo ihm doch keine Gelegenheit zur Eiablage geboten ist. Ähnlich lebt auch die Raupe der größeren Tapetenmotte ("k. tupotielia), welche sich durch die Helle Farbe der vorderen Flügelhälfte auszeichnet.

Bei dieser Gelegenheit sollen auch die Insekten erwähnt werden, welche die Tiersammlungen zerstören, die wir in der Jugend gesammelt haben, aber später meist wenig pflegen, nämlich der Speckkäfer (Doruwstos tui-ckm-ius), der Kabinettkäfer (^.ntlironus musoorum) sowie der gemeine j?elzkäfer (^ttaxsnus pellio). Der letztere ist ein schwarzer, auf der Mitte der Flügeldecken weißbehaarter,

5 mm langer Geselle, der sich sowohl im Freien wie auch in Häusern aufhält.

Brandenburgische Landeskunde. 18