Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
Seite
278
Einzelbild herunterladen

278

der Stadt Eberswalde hörte man seinen Ruf nicht. Altum schreibt in seinerForstgeologie s880 S.Er bewohnt meist die alten großen Gebäude der Stäote, wie auf dem Lande, selten, wie hier bei Eberswalde, alte Wälder." Leider betont er nicht scharf, daß er in der Stadt selbst nicht brütet. Sehr interessant ist es daher, daß er sich im Jahre fßOf zum erstenmal in Eberswalde zeigte. Damals schrieb ich:Db auch der Segler sich stärker vermehrt hat und einzelne Pioniere in bisher gemiedene Gegenden Vordringen? In der Eberswalder Gegend fehlt dieser laut schreiende rasche Bewohner der Lüfte, doch dreimal in diesem Vorsommer hörte ich seinen charakteri­stischen Ruf, der zweimal durch die Beobachtung des Vogels bestätigt wurde." Inzwischen siedelte er sich in der Stadt an und hat seitdem an Zahl zugenommen, so daß wohl sch Dutzend paare jetzt daselbst brüten mögen. Erschwert wird ihm der Aufenthalt durch die heutige Art des Häuserbaues, dessen Dachkonstruktion nicht mehr die Nistgelegenheit bietet, wie das überspringende Dach des alten Fachwerkbaues mit seiner im Laufe der Jahre morschen Holzverkleidung. Das letztere gilt auch für die bereits genannte Schleier- oder perleule, deren fauchenden Ruf man nur noch selten am Abend zu hören bekommt. Außer dem Spatz, dem grobgezeichneten Haussperling fknssev ävmestieu»), dessen Weibchen ein anderes einfacheres Kleid trägt als das Männchen, findet sich auch der in beiden Geschlechtern gleichgezeichnete Feldsperling sDnsser montnnuch. Zur Winterszeit läuft über den Schnee der Dorfstraße die Haubenlerche (Oalei-ita, eristntn), auch den Goldammer (LmdorlLu eitriuelln) treibt die Not des Winters in das Dorf, ebenso die Meisen und den männlichen Buch­fink, der einsam bei uns aushält (VrinAilla eoelobs nannte ihn deshalb Linnö), während sein Weibchen nach dem fernen Süden zieht. An der Futterstells, die den Vögeln im Winter bereitet wird, stellt sich auch der Kleiber (8ittn enesiu) ein. Lange hält das Rotkehlchen (Lrvttmcus rudeeulus) bei uns aus, zeitig kommt es im Frühjahr wieder, später erst ruft der Hausrotschwanz (Lrvttmeus titbvch vom Dach«, während sein Genosse, der Gartenrotschwanz (Br^ttmeus plloemenrus), sich mehr im Obstgarten und am Waldrand aufhält. Auch der Star (Ktnrnus vul- Kurih ist ein märkischer Vogel, doch scheint die Vorliebe für denselben m 5üd- und Mitteldeutschland größer zu sein als bei uns, denn nur selten werden die von ihm so gerne bezogenen Nistkästen aufgehängt.

Unter den Bewohnern von Dorf und Kleinstadt darf der Storch nicht vergessen werden. Allenthalben findet man ein, vielleicht auch zwei Storchnester, die meist seit Menschengedenken besetzt und alljährlich wieder bezogen, geflickt und höher auf­gebaut werden. In Groß-Ziethen, Kreis Angermünde, existiert eine ganze Kolonie; nicht weniger wie zwölf bewohnte Nester kann man dort zählen, neben etwa halb so vielen, die seit Jahren verlassen, eine eigenartige Flora tragen. Eine Storchkolonie, deren horste auf Bäumen stehen, befindet sich in der Nähe von Reetz im Kreise Arns- walde. Das mutmaßlich letzte Storchnest der Stadt Berlin hat in einem Garten am Belle-Allianceplatz gestanden, wo es eines Neubaues wegen etwa f867 zerstört wurde. Es sei erwähnt, daß die Störche, wenn die Jungen erwachsen sind, im Walde auf starken Bäumen in Gesellschaft übernachten, wie z. B. regelmäßig im Schutzbezirk Liepe der Oberförsterei Ehorin.