Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
Seite
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31.4

Säugetiere.

Die wasserbewohnenden Säugetiere sind gering an Zahl, dazu sind sie nicht einmal ausschließlich auf den Aufenthalt im Wasser angewiesen, sondern benutzen es nur als Jagdgefilde, wie vor allen der Fischotter (Imtrn vulgaris). Lr ist noch häufig in der Provinz; gar viele dieser interessanten Räuber werden im Interesse der Fischereiwirtschaft alljährlich getötet, zumeist in Fallen gefangen. Gelang es doch meinem Fischwärter im Nonnenfließ in einem Jahre 18W nicht weniger als fünf Exemplare in Fallen zu fangen.

Wie zahlreich der Fischotter in unserer Provinz vorkommt, läßt sich aus den Prämien schließen, die der Fischereiverein für die Provinz Brandenburg zahlt. Es wurden bis zum s. Januar 1900 für jeden in der Provinz erlegten Otter 3 Mark, von da ab 5 Mark gezahlt. Die Verwaltung der Stadt Templin zahlte sogar 7,50 Mark.

Um gleich hier die Vertilgung sonstiger Fischfeinde wie Beiher, Taucher, Fischadler und schwarzer Storch bekanntzugeben, verweise ich auf nachstehende Ta­belle. Es wurden getötet und dafür in Templin Prämien gezahlt im Rechnungsjahre 1899/1900 für 169 Otter, 385 Reiher, 217 Taucher, 1 Fischadler, 0 Störche

1900/01

81

10

126

" 0

0

1901/02

42

// ^2

599

2

1

1902/03

72

355

0

1

0

Zu den am Wasser in sumpfigen Niederungen lebenden Tieren rechne ich auch die nordische Wühlratte h^rvieolu rnttieops). Sie wurde 1844 von Blasius an der Dwina in Rußland entdeckt. In Deutschland ist sie nachgewiesen in Ost­preußen und Pommern. In unserer Provinz wurde sie mehrmals gefunden, so bei Brandenburg a. H. in Gärten unmittelbar an der Stadt, ferner in der Gegend vom Breitebruch im Areise Soldin und im Jahre 1903 konnte ich sie in der Nähe von Eberswalde in 10 Exemplaren binnen wenigen Tagen fangen. Seitdem erfreut sie sich als seltenes Naturdenkmal meines Schutzes. Die nordische Wühlratte hat die Größe einer starken Feldmaus; sie steht in der Färbung der ^rviealn nproMis sehr- nahe, jedoch ist ihr Schwanz zweifarbig, an den Seiten scharf abgesetzt, oben dunkel, unten weiß. Sicher zu bestimmen ist sie nach der Beschaffenheit ihrer Zähne, welche im Gegensatz zu jenen der anderen kleinen Arvicoliden, denjenigen der Mollmaus gleichen. Auch diese HVrvieoln nmxbldlus) liebt das Wasser, sie findet sich häufig an Teichanlagen, wo sie großen Schaden machen kann, wenn sie die Dämme durchwühlt.

Leider ist der Biber ((Instar t'iber) aus unserer Fauna verschwunden. Als Friedrich II. am 15. Juli 1765 die Biberjagd freigegeben hatte, ist das größte der heimischen Nagetiere in Brandenburg ausgerottet worden. Viele Ortsbezeichnungen weisen darauf hin, daß dasselbe in manchen Gegenden nicht selten war; zuletzt be­obachtet hat man ihn wohl bei Havelberg, also im Flußgebiet der Elbe, und be­kanntlich hat er sich auch an diesem Strom in Sachsen und Anhalt bis in die Jetztzeit erhalten.