Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1909) Die Natur / von G. Schwalbe ...
Entstehung
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Die größten wasserbewohnenden Aäser gehören in die Familie der Schwimmkäfer. Unter ihnen ist der Gelbrand (Vyti8on8 mnrAinnIis) weit verbreitet in stehenden Ge­wässern. Seine Hinterbeine sind mit haaren besetzte Schwimmbeine, die er beim Schwimmen gleichzeitig und gleichmäßig bewegt. Die drei ersten Fußglieder der Vorderbeine sind beim Männchen stark verbreitert und unterseits mit großen und kleinen Saugscheiben dicht besetzt. Die Flügeldecken sind beim Männchen glatt, beim Weibchen in der vorderen Hälfte stark gefurcht. Die 6 bis 8 ein lange sechsbeinige Larve besitzt sichelförmige Oberkiefer, die nahe der Spitze eine Öffnung tragen, durch welche die erfaßte Beute ausgesaugt wird. Die Mundöffnung fehlt. Zur Verpuppung verläßt die Larve das Wasser und geht am Ufer in die Grde. Noch im herbst des­selben Jahres hat sie ihre Verwandlung bestanden, worauf der junge Aäfer sich ein Winterversteck sucht und erst im Frühjahr sich in das Wasser begibt.

Von anderen märkischen Dytisciden seien ^.eilius suleatns und 6olym- dkt68 knsens genannt. Die auffälligsten Schwimmkäfer sind die Taumelkäfer (Gyriniden). Wer hätte sie noch nicht beobachtet, wenn sie, etwa sh ein lang, in größeren oder kleineren Gesellschaften auf dem Wasser umherschwimmend scheinbar wirr durcheinandertaumeln. Zn Wirklichkeit beschreiben sie Achterfiguren. Die Be­wegung in Achterschlingen, die beim Schlittschuhlauf den höchsten Genuß gewähren, die wir bei sinnender Wanderung durch das Zimmer schreitend beschreiben, die wir beim Löwen, der Hyäne und vielen anderen Tieren im Zoologischen Garten beob­achten, welche der Bär unter abwechselndem heben der Vordertatzen am Gitter des Zwingers stehend mit dem Aopfe beschreibt, auch die tanzende Mücke fliegt in Achterschlingen sind eine Bewegungsform, deren Studium in physikalischer Hin­sicht sehr anregend ist. Biologisch gleichen die Taumelkäfer (6hrinu8 natntor, 6. minutus) den Dytisciden; sie unterscheiden sich morphologisch von ihnen besonders durch die Gestalt der Beine.

Die Familie der Wasserkäfer ist vertreten durch die großen Uvllropdiln8, die untereinander nach der Länge eines eigentümlichen Bruststachels unterschieden werden. Der größte von ihnen ist Hyäropbilu8 p1ocm8; er schwimmt wie alle 8v<Zropb11u8- arten unter abwechselnder Bewegung der Hinterbeine. Seine fleischige Larve besitzt beißende Mundteile, ernährt sich von Tieren und besteht ihre Verwandlung in einer selbstgegrabenen höhle im sandigen Ufer. Auch Uyäron8 (oder Ilvüroollnrinj cnra doickes wird häufig gefunden. Von anderen einheimischen Formen sei nur auf die Gattungen I-ncoobin8 und Ickmnodin8 hingewiesen. Unter den auf Wasserpflanzen lebenden Znsekten fällt der grünerzfarben, auch kupferglänzende Rohrkäfer sDonncin ä6ntix»68) auf, dessen Larve an untergetauchten Trieben und Wurzeln von Wasser­pflanzen lebt.

Unter den Larven vieler Zweiflügler (Diptern), welche wohl mit verhältnis­mäßig wenigen Ausnahmen feuchte Orte als Aufenthalt haben, zeichnet sich die Gattung Schlammfliege (Lri8tnli8) durch den langen fchwanzartigen Stigmenträger aus. R^aumur gab ihr den cknrakteristischen NamenRattenschwanzlarve". Sie lebt von im Wasser vermodernden und faulenden organischen Substanzen und wird in Schmutzwässern, die reich an solchen Stoffen sind, gefunden. Die Fliege selbst wird

Brandenburgische Landeskunde.

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