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II. Blattwespen.
Unter diesen spielt die Kiefernbuschhornblattwespe eine große Rolle. Die gesellig lebenden Larven leben in Dickungen wie im älteren ksolze und sind imstande, dieselben zu entnadeln und die letzteren zum Absterben zu bringen. Besonders starker I-opb^rus-Fraß wütete in der Uckermark und Altmark namentlich bei Ruppin in den Jahren 18HO—1843. Inzwischen ist die Wespe bald hier, bald dort in märkischen Revieren ausgetreten. Sie ist in beiden Geschlechtern verschieden groß und verschieden gezeichnet. Das kleinere schwarze Männchen unterscheidet sich von dem größeren gelb und schwarz gezeichneten Weibchen ganz besonders durch seine wie ein Kamm mit vielen Anhängen besetzten Fühler. Eigentümlich ist die Art der Eiablage. Das Weibchen ist mit einem wie eine Säge gezahnten Legeapparat ausgerüstet, mit dessen lhilfe es eine Kiefernnadel an der Kante aufsägt, mit einem Ei nach dem anderen belegt und dann die Wundränder gleich wieder zusammenklebt; gewiß eine eigenartige Form der Brutpflege! Die Larven sind sogenannte Afterraupen, sie gleichen den Raupen, besitzen aber nicht 16 Beinpaare wie diese, sondern deren 18. In ihrer Jugend benagen sie. die Nadeln der Kiefer derart, daß nur die Mittelrippe derselben stehen bleibt, später fressen sie die Nadeln bis zur Nadelscheide aus; da sie in Familien von 20—100 Larven in dicken Klumpen zusammensitzen, können sie an jungem Holze leicht vertilgt werden. Sie treten in jährlich einer oder in zwei Generationen auf. Die Larven spinnen vor ihrer Verpuppung kurze nur 1 ein lange braune Kokons; jene der Sommergeneration hängen an den Nadeln, der Rinde oder an Grashalmen. Die Wespen verlassen sie schon nach 14 Tagen. Die spät im Jahre fressenden Larven gehen zur Verpuppung unter die Bodendecke und liegen dort in ihrem Kokon unverpuppt bis zum nächsten Frühjahr. Dort könnten sie vertilgt werden, wenn Schwarzwild noch in genügender Menge vorhanden wäre oder wenn die heutzutage gezüchteten Schweinerassen geeignet wären im Walde nach Nahrung zu suchen. Das Schwein frißt die Kokons sehr gerne, wie alle Insekten, mögen es Larven oder huppen sein, die es im Boden findet.
Auch die verwandten Arten Dopd^rus slmilis, pnlltdus, rukus, viridis, vurikAatus habe ich bei Eberswalde beobachtet.
Unter den Kcmatns-Arten ist R. abictinum als Fichtenschädling bekannt, welcher, ohne die Knospen zu beschädigen, die Nadeln der jungen Triebe besrißt. R. septsntrionalis ist ein bekannter Bewohner der Birke.
Die Gattung der Gespinstblattwespen (lchda) ist vertreten durch ti. cam pcstvis, deren Larven einzeln in 10—15 cm langen braunen Kotsäcken an jungen Kiefern leben und durch I- pratensis oder stell ata, welche Kiefernaltholz befällt. Jahrzehntelang schwer heimgesuchte Reviere sind Börnichen, Reppen und Tauer, wo sie seit Mitte der achtziger Jahre in dreijähriger Generation auftreten und immer noch Maßregeln der Abwehr erheischen. Diese können nur im Eintrieb von Schweinen bestehen, welche die nach dem Fraßjahr zwei Jahre lang 10—20 cm tief im Boden unverpuppt ruhenden Larven zu finden wissen. In den Jahren 1902—1905 war die Kiefernaltholz-Gespinstblattwespe in heitz, Iänschwalde und Lübben schädlich geworden.